Das Leinkraut

(Linaria vulgaris)

Wie erkennt man es?

Wenn der Hochsommer einen großen Teil der Wildblumen mit sich genommmen hat - verblüht am Wegesrand oder gemäht auf den Wiesen - strecken sich an sandigen Wegrändern hellgelbe Blütenkegel in die Höhe. Es ist das Leinkraut, auch Frauenflachs genannt, eine typische Sommerblume der Küstenregion.

Der Blütenstand besteht aus 5 - 30 schwefelgelben Rachenblüten mit langem Sporn. Sie erblühen fortschreitend von unten nach oben, so dass große Blütenstände die meiste Zeit spitzkegelig aussehen. Jede Einzelblüte ist 1,6 - 3 cm lang und spiegelsymmetrisch: oben trägt sie ein v-förmiges Dach, darunter zwei "Lippen", von denen die obere vorgewölbt, die untere zweispaltig ist. Der leicht gebogene Sporn ist nach unten gerichtet.

Drückt man eine Blüte seitlich mit zwei Fingern zusammen, öffnet sich der Rachen und man sieht den orangen "Gaumen". Dieses Aufsperren des Rachens ähnelt dem nahe verwandten Löwenmäulchen. Die Stängel des Leinkrautes werden bis zu 60 cm hoch und sind ringsum dicht mit grasartig schmalen Blättern umstanden. 

Wo ist das Leinkraut zu finden?

Die meisten der weltweit 120 Leinkräuter sind im Mittelmeergebiet heimisch, von wo kurzlebige Arten immer wieder mit Samenmischungen nach Mitteleuropa eingeschleppt werden.

Das Echte Leinkraut ist die einzige in Europa weit verbreitete Art der Gattung. Es kommt von Nordspanien bis Mittelschweden und Westsibirien vor, im Südosten erreicht es Griechenland. Sein Lebensraum sind mäßig trockene, steinige und schwach saure bis leicht kalkige Böden. Aber auch auf gestörten Humusböden in entwässerten Mooren kann es auftreten.

An seinen stets nährstoffarmen Wuchsorten bildet es oft durch Wurzelausläufer kleine Gruppen. Als Staude kann es sich auch in verfilzten Grasbeständen behaupten. Andererseits ist es auf offenen Störstellen durch seine Flugsamen in der Lage, sich schnell stark auszubreiten. Man vermutet aufgrund der Bindung der Art an Störstellen, dass sie erst im Gefolge des Menschen nach Mitteleuropa eingewandert ist.

Hätten Sie gedacht, dass...

  • mitunter Hummeln, deren Saugrüssel zu kurz ist, um den Nektar am Grunde des Blütensporns zu erreichen, seitlich ein Loch in den Sporn beißen, um so "Nektarraub" zu begehen?
  • an den Blüten oft schwarze, kugelige, bis 3 mm lange Käfer herumklettern, die nur an Leinkraut leben: die Leinkraut-Glanzkäfer Brachypterolus?
  • unser Leinkraut in Nordamerika als aus Europa eingeschlepptes Unkraut gefürchtet ist?