Das Robbensterben 1988 und 2002: Als Seehunde wie Fliegen starben

Was 1988 geschah

Ab April 1988 kam es in der westlichen Ostsee und bald auch in der Nordsee zu zahlreichen Fehlgeburten bei Seehunden. Bald wurden auch sterbende Alttiere angespült, die Symptome einer Lungenentzündung zeigten. Die Seuche, die sich als Staupevirus herausstellte, breitete sich in der gesamten Nordsee aus und kostete rund 18.000 Seehunde das Leben (8600 im Watt).

Was waren die Ursachen?

Die tödliche Infektion traf die Seehunde nur in der Nordsee, nicht im Atlantik. Da Staupe eine Immunschwäche anzeigt, und die Nordsee-Seehunde durch angereicherte Giftstoffe ein sehr belastetes Immunsystem haben, gilt als sicher, dass die Epidemie durch das Zusammentreffen von Umweltgiften und Staupevirus bedingt war. Eine "Überpopulation" war nicht der Auslöser.

Woher kam die Seuche?

Abwässer aus Nerzfarmen und die Einschleppung durch Sattelrobben aus arktischen Gewässern wurden als Herkunftswege des Staupevirus (CDV) diskutiert.

Blick in die Zukunft

Die Belastungsproblematik hat sich nicht wesentlich geändert und die Seehundpopulation ist nicht mehr immun gegen den Virus - theoretisch könnte es wieder zu einer Epidemie kommen.

Was 2002 geschah

Und es kam wieder zu einer Epidemie-genau 14 Jahre später!

Insgesamt wurden im Jahr 2002 über 21 100 Kadaver an Nord-und Ostsee geborgen, davon 7 300 in der Ostsee, 10 800 im Wattenmeer und 3 000 in Großbritannien und Irland. Im Sommer dieses Jahres lebten im Wattenmeer schätzungsweise 28 000 Seehunde. Circa vierzig Prozent fielen der Seuche zum Opfer.

Der Krankheitsverlauf war wieder dem von 1988 sehr ähnlich, allerdings sprang die Seuche diesmal von der Ostseeinsel Anholt direkt ins holländische Wattenmeer und breitete sich dann erst mit der Strömung bis nach Schleswig-Holstein aus. Wie das PDVirus in den Wattenmeerbestand kam und warum der Beginn der Seuche wieder die Ostseeinsel Anholt war, bleibt bislang unklar.

Quelle: Lozan (1990): Warnsignale aus der Nordsee. Parey Verlag