Fischzug des Grauens

Schweinswale verenden zu Tausenden in der europäischen Fischerei

Nun hat es auch die UN (United Nations) öffentlich festgestellt: Es sterben zu viele Schweinswale in den Netzen europäischer Fischer. Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister und inzwischen Direktor der UN-Umweltkommission meldete sich kürzlich mit einer harschen Pressemitteilung zu Wort, um den politischen Druck gegenüber der Europäischen Gemeinschaft zu erhöhen, endlich den sinnlosen Beifang von Kleinwalen in der Nordsee zu reduzieren.

Darin heißt es: "Die Einführung eines klaren Limits von Beifangzahlen für Schweinswale und Delfine könnte ein wichtiges Instrument sein, die Erholung der Bestände dieser charismatischen und intelligenten Meeressäuger in europäischen Gewässern zu garantieren".

Erst kürzlich hatten einige Staaten, die das internationale Abkommen zum Schutz der Kleinwale in Nord-und Ostsee (ASCOBANS) unterzeichnet haben von der Europäischen Kommission gefordert, die Todesrate von Schweinswalen in Netzen auf eine Zahl zu reduzieren, die unter 1,7 % der Gesamtpopulation von Schweinswalen liegt.

Die ASCOBANS-Länder vertreten ebenfalls die Ansicht, daß dies ein wichtiger Schritt für den Schweinswalschutz bedeuten würde. Acht Nord-und Ostseestaaten sind im ASCOBANS-Abkommen vertreten. Diese Länder wollen, daß die EU-Kommission diesen Grenzwert bindend in ihre Fischerei-Verordnungen aufnimmt, die im Dezember 2002 neu überarbeitet werden sollen.

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen verenden mehr als 4400 Schweinswale jährlich allein in Netzen der dänischen Stellnetzfischerei. Die Schutzstation Wattenmeer geht davon aus, daß insgesamt bis zu 10.000 Tiere in der Nordsee jährlich als Beifang zu Grunde gehen. "Neue Studien weisen darauf hin, daß in bestimmten Nordseeregionen und angrenzenden Gewässern, wie zum Beispiel der Irischen See, sechs Prozent der Kleinwalpopulation durch das Verstricken in den feinen Nylonnetzen umkommt", sagte Klaus Töpfer. "Dies würde einen Verlust von ca. 2000 Tieren allein in der Irischen See bedeuten".

Wissenschaftler weisen darauf hin, daß solche Beifangzahlen die übrigen Schutzbemühungen der Staaten unterminieren, weil die Populationen diesen Verlust durch Vermehrung nicht ausgleichen können."

Ein Report der weltgrößten Tierschutzorganisation "Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals (RSPCA)" führt aus, daß europäische Schweinswale zu Tausenden sterben und diese Art das nächste Jahrhundert wohl nicht erleben wird, wenn sich die Fischereipolitik der EU nicht ändert. In dem Report mit dem Titel "Fischzug der Schande" wird von 20.000 Schweinswalen gesprochen, die vor britischen Küsten seit 1994 unbeabsichtigt getötet wurden.

Als technische Gegenmaßnahme wird von verschiedenen Staaten derzeit der Einsatz von "Pingern" erwogen. das sind kleine Geräte, die alle paar Meter an den Netzen befestigt werden und Töne abgeben, die die Schweinswale vertreiben sollen. Laut UNEP- Studien in britischen und dänischen Gewässern soll durch so eine Verscheuchung der Beifang um über 90 % zu verringern sein.

Nach Ansicht der Schutzstation Wattenmeer kann jedoch eine Verlärmung des Meeres und eine Vertreibung der heimischen Wale aus unseren Gewässern nicht im Sinne des Naturschutzes sein. "Nicht nur zum Schutz der Schweinswale sind dringend mehr fischereifreie Zonen in der Nordsee erforderlich", so die Naturschutzgesellschaft.