15 Jahre Weltnaturerbe Wattenmeer

Ein Grund zum Feiern und Nachdenken

Im Juni 2009 verlieh die UNESCO dem Wattenmeer das Prädikat Weltnaturerbe. Das 15-jährige Jubiläum am 26. Juni 2024 nimmt die Schutzstation Wattenmeer e.V. zum Anlass, die bisherigen Erfolge zu würdigen und gleichzeitig auf aktuelle Herausforderungen hinzuweisen.

Seit der Ernennung im Jahr 2009 hat diese größte zusammenhängende Wattlandschaft der Erde weltweit an Anerkennung gewonnen. Das einmalige Ökosystem ist Heimat für Millionen von Zugvögeln, eine Vielzahl von Meeresbewohnern - vom Ringelwurm bis zum Schweinswal - und nicht zuletzt wichtige Existenzgrundlage der hier lebenden Menschen. „Die Auszeichnung als Weltnaturerbe hat maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für die einzigartige Vielfalt des Lebens im Wattenmeer zu schärfen“, erklärt Harald Förster, Geschäftsführer der Schutzstation Wattenmeer e.V. „Wir haben viel erreicht, aber die Arbeit ist noch lange nicht vorbei.“

Die Herausforderungen sind vielfältig. Größte Gefahr ist der Klimawandel und der damit verbundene Meeresspiegelanstieg, der das Watt in seiner Existenz bedroht. Hinzu kommen die Auswirkungen intensiver Nutzung durch Fischerei, Tourismus und den Energiesektor. Aktuell weist die Schutzstation Wattenmeer gemeinsam mit anderen Umweltverbänden auf die Bedrohungen durch Öl- und Gasförderung, Flüssiggas-Terminals und große Kabeltrassen hin. Diese Aktivitäten gefährden die Natur im fragilen Ökosystem erheblich.

Die UNESCO hat in ihrer letzten Sitzung die drei Wattenmeerstaaten aufgefordert, eine gemeinsame Umweltprüfung aller schädlichen Einflüsse vorzunehmen. „Es ist enttäuschend, dass die Staaten diese Gelegenheit nicht genutzt haben, um klare Maßnahmen gegen die fossile Energiegewinnung im Wattenmeer zu ergreifen“, kritisiert Förster.

Dennoch gibt es auch positive Entwicklungen. Erfreulich sind Initiativen zu nachhaltigem Tourismus und Schutzmaßnahmen, die zu einer erheblichen Bestandserholung der Großsäuger des Wattenmeers wie Seehunde und Kegelrobben geführt haben. Auch im Engagement gegen industrielle Projekte sind Erfolge vorzuweisen: In Dänemark wurde kürzlich ein geplantes Testzentrum mit 450 Meter hohen Windanlagen gestoppt. In den Niederlanden konnten Umweltverbände vor Gericht ein vorläufiges Verbot der geplanten Gasbohrungen in der Nordsee vor Borkum erreichen. Gleichzeitig gibt es eine Ausstiegsperspektive aus der Erdölförderung im schleswig-holsteinischen Wattenmeer, wenn auch erst bis 2041. „Dies sind ermutigende Zeichen dafür, dass wirtschaftliche Interessen nicht immer über den Schutz der Natur gestellt werden“, so Förster.

Die Schutzstation fordert daher verstärkte Anstrengungen zum Schutz und Erhalt des Wattenmeers. „Wer eine weltweit einzigartige Naturlandschaft bewahren will, muss auch bereit sein, Maßnahmen zum Schutz dieser Natur zu ergreifen, wie die konsequente Umsetzung nutzungsfreier Zonen“, betont Förster.

Dynamik, Natürlichkeit und Vielfalt: Das Weltnaturerbe Wattenmeer.
Am 26.06.09 ernannte die UNESCO das Wattenmeer zum Weltnaturerbe. Küstenweit wurde vor 15 Jahren wie hier am Leuchtturm Westerhever das Ereignis gefeiert.
Klimawandel, Meeresspiegelanstieg, intensive Nutzungen durch Fischerei, Tourismus und Energiesektor. Die Herausforderungen sind nach wie vor groß. Ein Lichtblick: Mit der Ölförderung soll Schluss sein, wenn auch erst 2041.