Schutz der Brutvögel auf den Halligen

Wie sind die wichtigsten Brutgebiete des Wattenmeers zu erhalten?

Die nordfriesischen Halligen gehören zu den besten Brutgebieten im Wattenmeer. Leider wird hier der Bruterfolg zunehmend durch standortfremde Nestprädatoren wie Fuchs, Marderhund oder Wanderratte bedroht. Mit diesem Projekt wollen wir die Vögel besser schützen.

Die Küstenvögel können in den Salzwiesen nur auf dem Boden brüten. Die Inseln und Halligen sind üblicherweise weitgehend frei von Bodenprädatoren und deshalb wahre Brutvogel-Hotspots. Leider gelangen über Dämme jedoch zunehmend Säuger wie Fuchs, Marder und Marderhund auf die Halligen. Auch die in Deutschland nicht heimische und als invasiv eingestufte Wanderratte nimmt dort stark im Bestand zu. Nester und Jungvögel sind ihnen weitgehend schutzlos ausgeliefert. Wir untersuchen in diesem Forschungsprojekt, wo welche Säuger welche Schäden anrichten und erproben konkrete Maßnahmen zum Schutz der Vögel.

Was wird erfasst?

Seit dem Frühjahr 2021 überwachen wir alljährlich auf den Halligen Hooge, Langeneß und Oland mit über 100 Wildtierkameras zahlreiche Nester. Die Kameras werden durch Bewegung automatisch ausgelöst und können dank eines unsichtbaren Infrarotblitzes auch bei völliger Dunkelheit Bilder machen, ohne die brütenden Vögel zu stören. Zusätzlich finden das ganze Jahr über nachts systematische Zählungen mit Wärmebildkameras statt, um den Rattenbestand zu erfassen und um die Anwesenheit von größeren Säugern wie Fuchs und Marderhund frühzeitig zu bemerken.

Was sind die ersten Ergebnisse?

In den Brutjahren 2021 - 2024 wurde das Schicksal von über 1.600 Nestern unterschiedlicher Arten mit Hilfe der Nestkameras dokumentiert. Insbesondere auf Hooge war der Prädationsdruck durch Ratten enorm, so dass dort im Frühjahr 2021 und 2023 kaum Küken schlüpfen konnten. Auch auf Langeneß wurden etliche Nestverluste durch Wanderratten nachgewiesen. Nach Winterhalbjahren mit vielen sturmbedingten Überflutungen der Hallig, sogenannten Landuntern, sinkt der Rattenbestand zwar kurzzeitig ab und es gibt in der folgenden Brutsaison weniger Verluste, selbst ungewöhnlich starke Sturmfluten wie der Orkan Zeynep im Jahr 2022 sind jedoch keine Garantie für einen guten Bruterfolg.

Was sind die Konsequenzen?

Ohne wirksame Gegenmaßnahmen gegen den Einfluss der Prädatoren drohen die wertvollen Bestände auf den Halligen bald zusammenzubrechen. Die Auswirkungen können für verschiedene Arten von Küstenvögeln verheerend sein, denn oft brüten jeweils bedeutende Teile des gesamten Bestandes auf den Halligen. Die Schutzstation testet daher seit Ende 2022 auf Hooge den flächendeckenden Einsatz von 150 in Neuseeland entwickelten pneumatischen Rattenfallen, die ohne Wartung mehrfach nacheinander auslösen können. In den ersten beiden Jahren nach Inbetriebnahme der Fallen wurden über 1.000 Ratten geschlagen. Die Kombination aus mehreren Landuntern und dem Einsatz der Fallen zeigte im Frühjahr 2024 erstmals positive Auswirkungen auf den Bruterfolg.

Informationen zum aktuellen Stand des Projekts:
Brutvögel in Gefahr! Auszug aus "wattenmeer"-Heft 2022 Nr. 4

Austernfischer wehren 34 Angriffe von Ratten ab (2023)

Eindrucksvoller nächtlicher Kampf zwischen Austernfischer und Ratte (2022)

Das Projekt unterstützen

Für das Projekt arbeitet federführend unser Biologe Benjamin Gnep. Ihn unterstützen Angelika Kühn auf Hallig Oland sowie jährlich wechselnde Studierende auf Hooge und Langeneß. Die Kosten hierfür können wir leider nur zu einem Teil mit Projektzuschüssen oder staatlichen Mitteln abdecken. Damit sich das Team weiterhin im nötigen Umfang um die Erfassung und den Schutz der Brutvögel kümmern kann, bitten wir um Unterstützung durch Spenden oder gern auch regelmäßig als Förderin oder Förderer. Bitte geben Sie 'Brutvögel' als Zweck an. Herzlichen Dank!

Video zu Gelegeverlusten durch Ratten bei Seeschwalben (Sommer 2021)

Partner und Unterstützer

Das Projekt "Prädationsmonitoring auf den Halligen" wird gefördert durch die Nationalparkstiftung, die Ernst-Commentz-Stiftung, die Deutsche Wildtier-Stiftung, die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig Holstein und Hamburg e.V. sowie die Stiftung zum Schutze der bedrohten Tierwelt im Wattenmeer.

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