Schutz der Brutvögel auf den Halligen

Wie sind die wichtigsten Brutgebieten des Wattenmeers zu erhalten?

Die nordfriesischen Halligen gehören zu den besten Brutgebieten im Wattenmeer. Leider wird hier der Bruterfolg zunehmend durch standortfremde Nestprädatoren wie Fuchs, Marderhund oder Wanderratte bedroht. Mit diesem Projekt wollen wir die Vögel besser schützen.

Die Küstenvögel können in den Salzwiesen nur auf dem Boden brüten. Die Inseln und Halligen sind üblicherweise weitgehend frei von Bodenprädatoren und deshalb wahre Brutvogel-Hotspots. Leider gelangen über Dämme jedoch zunehmend Säuger wie Fuchs, Marder und Marderhund auf die Halligen. Auch Wanderratten nehmen dort stark im Bestand zu. Nester und Jungvögel sind ihnen weitgehend schutzlos ausgeliefert. Wir untersuchen in diesem Forschungsprojekt, wo welche Säuger welche Schäden anrichten und erproben konkrete Maßnahmen zum Schutz der Vögel.

Was wird erfasst?

Seit dem Frühjahr 2021 überwachen wir alljährlich auf den Halligen Hooge, Langeneß und Oland mit über 100 Wildtierkameras zahlreiche Nester. Die Kameras werden durch Bewegung automatisch ausgelöst und können dank eines unsichtbaren Infrarotblitzes auch bei völliger Dunkelheit Bilder machen, ohne die brütenden Vögel zu stören. Nachdem insbesondere auf Hooge große Verluste durch Wanderratten auftraten, testen wir dort jetzt den großflächigen Einsatz neuseeländischer High-Tech-Fallen, um die Zahl der Nager zu reduzieren.

Was sind die ersten Ergebnisse?

Im den Brutjahren 2021 udn 2022 wurden das Schicksal von insgesamt etwa 700 Nestern unterschiedlicher Arten dokumentiert. Insbesondere auf Hooge war der Druck durch Ratten enorm, so dass dort nur wenige Junge schlüpfen konnten. Auch auf Langeneß wurden etliche Nestverluste durch Wanderratten nachgewiesen.
Durch die starke Sturmflut "Zeynep" im Februar 2022 sank die Zahl der Ratten deutlich. Dennoch wurde ein annähernd zum Bestanderhalt der Vögel ausreichender Bruterfolg nur auf Oland erreicht. Im Herbst waren die Zahlen der Ratten bereits wieder ähnlich hoch wie im Sommer 2021.

Was sind die Konsequenzen?

Ohne wirksame Gegenmaßnahmen gegen den Einfluss der Prädatoren drohen die wertvollen Bestände auf den Halligen bald zusammenzubrechen. Die Auswirkungen können für verschiedene Arten von Küstenvögeln verheerend sein, denn oft brüten jeweils bedeutende Teile des gesamten Bestandes auf den Halligen. Die Schutzstation testet daher zurzeit auf Hooge den flächendeckenden Einsatz von aus Neuseeland importierten pneumatischen Rattenfallen, die ohne Wartung mehrfach nacheinander auslösen können. Wir hoffen, dadurch den Bestand der Nager auch ohne eine größere Sturmflut soweit senken zu können, dass der Bruterfolg wieder merklich zunimmt.

Informationen zum aktuellen Stand des Projekts:
Brutvögel in Gefahr! Auszug aus "wattenmeer"-Heft 2022 Nr. 4

Austernfischer wehren 34 Angriffe von Ratten ab (2023)

Eindrucksvoller nächtlicher Kampf zwischen Austernfischer und Ratte (2022)

Das Projekt unterstützen

Für das Projekt arbeitet federführend unser Biologe Benjamin Gnep. Ihn unterstützen Magdalena Klug und Angelika Kühn vor Ort sowie Peter Feddersen mit Handwerksarbeiten. Die Kosten hierfür können wir leider nur zu einem Teil mit Projektzuschüssen oder staatlichen Mitteln abdecken. Damit sich das Team weiterhin in nötigen Umfang um die Erfassung und den Schutz der Brutvögel kümmern kann, bitten wir um Unterstützung durch Spenden oder gern auch regelmäßig als Förderin oder Förderer. Bitte geben Sie „Brutvögel“ als Zweck an. Herzlichen Dank!

Video zu Gelegeverlusten durch Ratten bei Seeschwalben (Sommer 2021)

Partner und Unterstützer

Das Projekt "Prädationsmonitoring auf den Halligen" wird gefördert durch die Nationalparkstiftung, die Ernst-Commentz-Stiftung, die Deutsche Wildtier-Stiftung, die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig Holstein und Hamburg e.V. sowie die Stiftung zum Schutze der bedrohten Tierwelt im Wattenmeer.

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