Rastvogel-Monitoring

Vogelparadies Wattenmeer

Das Wattenmeer von Dänemark bis zu den Niederlanden ist eines der größten zusammenhängenden Wattgebiete der Welt und mit jährlich etwa 10 Millionen Watvögeln, Enten, Gänsen, Möwen und Seeschwalben das vogelreichste Rastgebiet auf dem Ostatlantischen Zugweg. Die meisten von ihnen rasten hier für einige Wochen im Frühjahr und Herbst und futtern sich Fettreserven an, um die bis zu 5.000 km langen Flugstrecken in die Brutgebiete in den arktischen Tundren oder in die Überwinterungsgebiete an den westafrikanischen Küsten bewältigen zu können. Nach der Brutzeit wechseln viele Vögel im Wattenmeer im Sommer und Herbst ihr Gefieder oder verbringen hier auch den Winter.

Bestandserfassung

Seit 1987 werden die rastenden Wat- und Wasservögel im Nationalpark etwa zweimal monatlich gezählt. Jeweils zu Springtide läuft die Flut sehr hoch auf, so dass die Schwärme rastender Vögel gut zu erfassen sind. Die genau definierten Zählgebiete liegen auf den Inseln und Halligen, in den Salzwiesen vor den Deichen sowie binnendeichs in Kögen und Marschen. Im Sommerhalbjahr wird auch auf den Außensänden gezählt. Die Zählungen sind Teil des wattenmeerweiten "Trilateralen Monitoring- und Bewertungsprogramm" (TMAP).

Wer zählt?

Die Schutzstation Wattenmeer koordiniert die Rastvogelzählungen im Auftrag der Nationalparkverwaltung im gesamten Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer. Über 70 Mitarbeiter der den Nationalpark betreuenden Naturschutzverbände, vor allem die jungen Freiwilligen im FÖJ und BFD, sowie 10 Ranger des Landes sind am Monitoring beteiligt und bei jeder Zählung ausgerüstet mit Spektiven, Stativen, Ferngläsern, Zähluhren und Notizbüchern in ihren Zählgebieten aktiv.

Die Zählergebnisse fließen in der zentralen Datenbank des Rastvogel-Monitorings bei der Schutzstation Wattenmeer zusammen. Seit Sommer 2021 erfolgt die Dateneingabe von den Zählern direkt über das Internetportal www.ornitho.de, womit sie auch direkt in die nationale Datenbank gelangen.

Wie viele?

Im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer wurden im Frühjahr und Herbst schon bis zu 1,2 Millionen Vögel gleichzeitig gezählt, in milden Wintern bis zu 600.000, in sehr kalten Wintern dagegen nur 100.000. Im Juni und Juli halten sich hier etwa 200.000 Vögel auf, vor allem heimische Brutvögel, aber auch übersommernde vorjährige Jungvögel der in der Arktis brütenden Kiebitzregenpfeifer, Knutts oder Pfuhlschnepfen.
Am häufigsten sind die Alpenstrandläufer mit etwa 200.000 Individuen, gefolgt von Weißwangengänsen, Pfeifenten und Brandgänsen. Von den Knutts wurden nur noch etwa 140.000 Individuen registriert und Lachmöwen, Ringelgänse, Austernfischer und Pfuhlschnepfen mit je etwa 80.000 Individuen.

Trends?

Bestandsrückgänge werden vor allem bei vielen arktischen Brutvogelarten wie Kiebitzregenpfeifer, Knutt, Alpenstrandläufer und Pfuhlschnepfe, aber auch bei Austernfischern und Säbelschnäblern festgestellt.
Zunahmen gab es bei den arktischen Arten nur bei Weißwangengänsen und bei Arten, die sich im Wattenmeer oder in Mitteleuropa als Brutvögel neu angesiedelt oder stark ausgebreitet haben wie Kormoran, Löffler, Graugans und Heringsmöwe. Die neu entstandenen Feuchtgebiete in den Kögen an der Küste wurden zunehmend neu besiedelt und als Rast- und Mausergewässer angenommen.