25 Jahre nach der „Pallas“-Havarie:
Handlungsbedarf unvermindert groß
Ein Vierteljahrhundert ist seit der Havarie der "Pallas" vor Amrums Südspitze vergangen. 16.000 tote Seevögel, ölverschmutzte Strände und ein Millionenschaden schärften das Bewusstsein für die Empfindlichkeit des Ökosystems Wattenmeer und unterstrichen die Bedeutung der maritimen Sicherheit in der Nordsee. Die Schutzstation Wattenmeer zieht Bilanz und fordert nachdrücklich weitergehende Maßnahmen.
"Die Strandung der "Pallas" war zweifelsohne ein Wendepunkt in der Wahrnehmung. Zwar wurden seither erhebliche Anstrengungen unternommen, etwa mit der Gründung des Havariekommandos und der Verbesserung der Notschlepper, doch der zunehmende industrielle Einfluss in der Nordsee und der wachsende Schiffsverkehr erhöhen weiterhin den Handlungsdruck", sagt Johann Waller, Vorsitzender der Schutzstation Wattenmeer. So hat sich die maximale Kapazität von Containerschiffen seit 1998 von 8.000 auf 24.000 Standard-Container fast verdreifacht.
Aber nicht nur der Schiffsverkehr birgt steigende Risiken: Mit der Offshore-Windkraft ist eine neue Dimension von Bauwerken auf hoher See hinzugekommen und damit das Kollisionsrisiko erheblich gewachsen. In der deutschen Nordsee wurden seit 2010 Windparks mit acht Gigawatt Leistung installiert, bis Ende 2027 sollen es fast 14 sein und bis 2035 soll sich diese Leistung gegenüber heute auf 40 Gigawatt verfünffachen.
"Angesichts dieser Entwicklungen sollten Großschifffahrtsrouten weiter von der Küste entfernt liegen", fordert Waller und regt zudem die Gründung einer Euro-Coast Guard an, um eine effektivere grenzüberschreitende Kooperation im Havariefall zu ermöglichen. Den Anfang könnten hierbei die drei Wattenmeerstaaten machen. Gleichzeitig sollten Gefahrgutfrachter standardmäßig durch Eskorten begleitet werden.
"Vorfälle wie die Strandung der "Glory Amsterdam" vor sechs Jahren, kürzlich der Brand auf der "Fremantle Highway" und dem heute nach einer Kollision gesunkenen Frachtschiff "Verity" verdeutlichen, dass die Sicherheitslage auf See kaum weniger brisant ist als vor 25 Jahren", sagt Waller. Der eingeschlagene Weg müsse konsequent fortgesetzt werden, um eine zweite "Pallas" zu verhindern, deren Metallgerippe vor Amrum als fortwährende Mahnung aus dem Wasser ragt.
Eine ausführliche Chronologie der Ereignisse rund um die "Pallas" hat der NDR zusammengestellt.