Adventszeit im Wattenmeer

Beobachtungen im stillen Nationalpark

Unsere Freiwilligen-Teams sind auch im anhaltenden Grau dieser Woche täglich draußen im Weltnaturerbe für Vogelzählungen, Spülsaumerfassungen und andere Kontrollgänge unterwegs. 
Schön, wenn dann wie am Dienstag für kurze Zeit die Sonne über dem Weltnaturerbe herauskommt. Hier die Bilder einiger Beobachtungen am Watt.

Jetzt herrschen tatsächlich vor allem Ruhe und Stille. Dicke Spülsäume voller Federn zeugen zum Glück nicht von der hoffentlich abklingenden Vogelgrippe, sondern von der Mauserzeit im Herbst.
In den Salzwiesen sind nun endgültig die letzten Blüten verschwunden. Dafür freuen sich Kleinvögel wie die Berghänflinge über das reichliche Angebot an Sämereien. Auch wenn sie nicht zu sehen sind, müssen auch einige Hasen vor den Deichen unterwegs sein. Jedenfalls liegen ihre "Köttel" manchmal dicht an dicht. Und wenn man genau hinsieht, knabbern sie offenbar gern die wenigen frischen Triebe ab, die sie jetzt noch finden. 

Bei eher ruhigen östlichen Winden gibt es im Augenblick weder hohe Wasserstände noch auflandigen Wellengang. Daher können sich in ruhigen Bereichen ungestört die Filme der Kieselalgen bilden. Offenbar reicht ihnen schon wenig Sonnenlicht, um die Produktion von Biomasse und Sauerstoff anzuwerfen. Jedenfalls waren gestern gleich wieder die typischen Sauerstoffbläschen auf dem Algenfilm zu sehen. Auch einige größere Pflanzen bereiten sich schon wieder auf die hellere Zeit vor. Tief unter vertrockneten oder modernden Grashalmen treiben bereits wieder die Löffelkräuter aus. Anfang April werden sie als erste Pflanzen weiße Blütenteppiche bilden. Das dauert noch etwas. Aber immerhin werden in zwei Wochen die Tage langsam schon wieder etwas länger :-)

Weg zum Watt
Nicht lange sind am Dienstag Sonne und blauer Himmel zu sehen. Hinaus aus dem Home-Office in den Nationalpark!
Spülsaum mit Federn und Meersenf
Die Spülsäume am Ufer bestehen zu einem großen Teil aus Federn. Zum Glück stammen diese nicht von den überwiegend bereits eingesammelten Opfern der Vogelgrippe, sondern noch aus der Mauserzeit im Herbst. Die grüne Pflanze ist übrigens ein später Meersenf (siehe Newsmeldung vom 3.12.)
Wintersonne über dem Watt
Weitgehend leer erscheint das Watt, während zwischendurch schon wieder Wolken aufziehen.
Berghänflinge über der Salzwiese
Skandinavische Berghänflinge suchen, wie sonst auch Ohrenlerchen oder Schneeammern, an Spülsäumen und in der Salzwiese nach energiereichen Pflanzensamen.
Hasenkot
Für Hasen scheint die Salzwiese jetzt ebenfalls noch attraktiv zu sein. Darauf weist nicht nur ihr Kot hin.
Abgebissene Triebe
Auch viele grüne Triebe sind frisch abgebissen.
Kieselalgen und Gasblasen
In ruhigen Pfützen haben sich selbst in der Adventszeit dunkle Rasen von Kieselalgen gebildet. Mit etwas Sonnenlicht können sie anscheinend umgehend die Fotosynthese starten und ganze Teppiche von Sauerstoffbläschen produzieren.
Junge Triebe des Löffelkrauts
Auch größere Pflanzen können das Winterlicht nutzen. Löffelkräuter bekommen bereits jetzt frische Blätter und werden Anfang April zu den ersten Frühblühern im Weltnaturerbe.
Abendsonne über Prielen
Ein schöner Lichtblick im derzeitigen Dauergrau.
Abendlicht über dem Watt
Das Abendlicht lockt sogar einzelne Wanderer hinaus aufs Watt.