Alle Neune - Erfolgreiche Kegelrobbensaison 2003/2004

Anders als der Seehund, der im Frühjahr und Sommer loslegt, ist es die kälteste und schlichtweg unwirtlichste Jahreszeit, welche sich der größte Meeressäuger der deutschen Gewässer ausgesucht hat, um seinen Nachwuchs zur Welt zu bringen.

Während sich die Zugvögel in wärmere Gefilde zurückgezogen haben, herrscht für die Kegelrobbe Hochsaison.

Deren Jungtiere sind bestens für die widrigen Bedingungen gerüstet. Eine dicke Speckschicht schützt sie vor den winterlichen Lufttemperaturen und zudem erhalten sie Tarnung durch ihr weißes Fell. Dabei haben die Wattenmeerbestände keine natürlichen Feinde. Nur die raue Nordseenatur erschwert ihnen die ersten Lebenswochen. Der Außensand von Amrum, welcher eine separate Population beherbergt, wird bei beständig wehenden Westwinden überspült. Zum bildet sich eine kälteisolierende Speckschicht erst nach den ersten zwei Lebenswochen, zum anderen können die Jungen im Wasser nicht gesäugt werden. Als Ausweichliegeplätze werden daher die naheliegenden Strände von Amrum und Sylt angestrebt.

Bei täglichen Kontrollgängen von Schutzstation und Öömrang Ferian auf Amrum wurden um die aufgefundenen Tiere flexible Ruhezonen eingerichtet. Dabei wurden die Tiere, wenn möglich auch markiert.

8 Jungrobben konnten so ohne Störungen auf dem Amrumer Kniepsand gesäugt werden. Eine weitere Robbe tauchte am Sylter Strand auf. 20 - 25 junge Kegelrobben wurden auf dem Jungnamensand beobachtet.

Wenn es um den Schutz der Kegelrobben geht, ziehen viele staatliche und ehrenamtliche Institutionen an einem Strang. Dazu gehören der Öömrang Ferian, der Zoll, Verein Jordsand, das Nationalparkamt, die Seehundjäger und das Wasser- und Schiffahrtsamt.

Nicht nur die Anzahl der angespülten Jungtiere, auch der im Vergleich zu früheren Kegelrobbenwintern relativ frühe Start der Wurfsaison riefen reges Interesse bei Einheimischen und Gästen hervor und die Naturschutzvereine vor Ort leisteten eine erfolgreiche Öffentlichkeits- und Beobachtungsarbeit. Mitarbeiter des Öömrang Ferian und der Schutzstation Wattenmeer haben pünktlich zu Beginn der Kegelrobbenwurfsaison (bereits am 5. November wurde bei einer Zählung auf dem Jungnamensand die erste junge Kegelrobbe gesichtet) wieder eine Schutzzone auf dem Kniepsand eingerichtet. Diese soll den noch tragenden Weibchen als Ausweich-Wurfplatz dienen, falls der Jungnamensand überspült wird.

Zwei Totfunde konnten auf Amrum und Sylt verzeichnet werden. Ein Jungtier am Hörnumer Strand hat sich darüber hinaus mit Öl verschmutzt. Doch insgesamt kann bisher von einer erfolgreichen "Saison" für die Kegelrobben gesprochen werden. Die Geburtenzahlen geben Anlass dazu.