Amerikanischer Knutt bald ausgestorben?

Wie wichtig der Schutz der Rastgebiete von Watvogelarten, insbesondere des Wattenmeeres als Nationalpark ist, zeigen neue Forschungsergebnisse aus Kanada. Wissenschaftler vom Canadian Wildlife Service berichten von einem dramatischen Rückgang des Knutt in Süd- und Nordamerika von ca. 100.000 auf 30.000 Individuen innerhalb der letzten 14 Jahre. Als mögliche Ursache wird Nahrungsknappheit in den Rastgebieten an der Delaware Bucht genannt, die durch Überfischung des Pfeilschwanzkrebses Limulus verursacht sein könnten, von deren Eiern sich die Knutts dort hauptsächlich ernähren. Der Knutt reagiert als Art, die große Distanzen bis zu 4.000 km nonstop zurücklegt, sehr empfindlich auf Schwankungen des Nahrungsangebotes, insbesondere in den Rastgebieten, die vor dem letzten Teilstück ihres Zuges in die arktischen Brutgebiete liegen. Guy Morrison und seine Kollegen schätzen, dass bei einem Anhalten der jetzigen Sterblichkeitsrate der westpaläarktische Knutt (also die "nordamerikanische Knuttrasse") in sechs Jahren ausgestorben sein könnte!

Im Wattenmeer rastet fast der gesamte Bestand an Knutts, die in Sibirien brüten, das sind über 60 % des Weltbestands. Er ist einer der häufigsten Vögel während der Zugzeit im Wattenmeer und ernährt sich hier hauptsächlich von dünnschaligen Muscheln wie z.B. der Roten Bohne oder Wattschnecken. In den Niederlanden konnte nachgewiesen werden, dass die Muschelfischerei durch Veränderung des Wattbodens dort die Rote Bohne stark reduziert hat. Ein Grund mehr, dass übergreifende Schutzbemühungen nur Sinn auf internationaler Ebene machen und auch scheinbar häufige Arten der sorgfältigen und langjährigen Beobachtung bedürfen.