Austernfischer wird 46 Jahre alt

Bisheriger Rekord aus der Betreuungsarbeit der Schutzstation Wattenmeer nach 23 Jahren übertroffen.

Als Georg Dechert, Zivi der Schutzstation Wattenmeer in St. Peter-Ording, im Frühjahr 1993 beobachtete, wie ein Sperber einen Austernfischer schlug, wurde er stutzig.

Wie konnte dieser kleine Greifvogel, der sonst eher Meisen oder Drosseln jagt, einen so großen und kräftigen Watvogel überwältigen?

Am Bein des toten Austerfischers fand Dechert einen Ring der Vogelwarte Helgoland. Er öffnete diesen und nahm ihn mit zur Station. Per Brief bat er die Vogelwarte um Rückmeldung, wo und wann ein Austernfischer mit dieser Ringnummer markiert worden sei.

Die Wissenschaftler fragten zurück, ob er den Ring tatsächlich korrekt abgelesen habe und baten ihn, das Original ins Institut zu schicken. Darauf folgte eine Bitte um Entschuldigung. Ja, Georg hätte den Ring wirklich korrekt abgelesen. Dieser Vogel sei 1949 als Jungvogel auf Wangerooge beringt worden, vor knapp 44 Jahren!

Jetzt war er wohl so schwach, dass auch der Sperber dies bemerkte...

Gut 20 Jahre hielt dieser Altersrekord für Küstenvögel. Übertroffen wurde er nur von Albatrossen und Sturmschwalben aus der Gruppe der Röhrennasen, die über 50 Jahre alt werden können.

Jetzt veröffentlichten holländische Wissenschaftler den Fund eines 46-jährigen Austernfischers! Dieser war im Frühjahr 1972 als mindestens zweijähriger Vogel auf der Wattenmeer-Insel Texel beringt worden. An der Rheinmündung bei Rotterdam konnte Forscher Hans Keijser nun mit dem Teleskop am lebenden Vogel die Nummer des Metallrings entziffern! Vielleicht gelingt es ja, das Tier auch in den kommenden Jahren wieder zu identifizieren.

Mehr über die faszinierende Welt der Wattenmeer-Vögel erfährt man bei unseren vogelkundlichen Wanderungen in Friedrichskoog, Westerhever, Wyk oder anderen Orten. Die Termine stehen im Veranstaltungskalender.

Austernfischer im Nationalpark vor St. Peter-Ording