Baggern für den Naturschutz

Neue Dünentümpel für seltene Kreuzkröten auf Sylt und Amrum

Die Dünen von Sylt und Amrum beherbergten bis vor einigen Jahren Deutschlands größte Population der seltenen Kreuzkröte. Da die geschützten Amphibien auf den Inseln fast verschwunden sind, wurden nun neue Laichtümpel in den Dünentälern ausgebaggert. Auf Sylt wurden die neuen Tümpel sogar schon von den Kröten besiedelt und die ersten Kaulquappen sind geschlüpft.

„An warmen Frühlingsabenden war früher vielerorts das schnarrende Balzkonzert der Krötenmännchen zu hören, und im Sommer waren die Tiere oft abends oder nachts bei der Kleintierjagd auf offenen Sandflächen anzutreffen“, berichtet Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer, der die Biotopmaßnahmen fachlich begleitet. Seit 1983 betreut der Naturschutzverein in Hörnum Nord einen Zaun, der ganzjährig die Kreuzkröten davon abhält, abends auf die noch warme Straße zu laufen und gemeinsam mit den Nachtinsekten überfahren zu werden. 

Nach einer Untersuchung des Kreises Nordfriesland ist der Bestand auf allen Inseln stark zurückgegangen, weil die Dünentäler zu stark mit Feuchtheide bewachsen sind. „Durch Küstenschutzmaßnahmen sind alle Wanderdünen befestigt, so dass keine neuen sandigen Dünentäler mehr entstehen“, erläutert Borcherding. Eine große Arbeitsgemeinschaft (Kreis Nordfriesland, Landschaftszweckverband Sylt, die Amrumer Inselgemeinden, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Sölring Foriining, Öömrang Ferian, Naturschutzgemeinschaft Sylt und Schutzstation Wattenmeer) hat sich gemeinsam mit dem Planungsbüro AmphiConsult daran gemacht, neue Laichtümpel in den Dünen zu schaffen. 

Ende Februar rollten auf Sylt und Amrum die Bagger, wobei die Schutzstation das Fachwissen vor Ort beisteuerte. „Es ging darum, in den Naturschutzgebieten die neuen Dünentümpel so anzulegen, dass keine seltenen Pflanzen zerstört werden“, erläutert Borcherding. Insgesamt wurden zwei Dünentäler auf Sylt südlich von Rantum, zwei bei Wittdün und zwei an der Amrum Odde ausgebaggert. „Die Feuchtheide wurde flach abgezogen und am Rand der Täler mit weißem Sand überdeckt, um sonnige Sandflächen auch für ältere Kröten zu schaffen“, so der Biologe. Die Senken der Täler reichen gerade eben bis in die wasserführende Schicht, damit die Tümpel im Sommer austrocknen können und dadurch fischfrei bleiben. Tiefere Gewässer mit Fischen sind für die Kreuzkröte ungeeignet.

„Wir hoffen, dass nicht nur die Kreuzkröten von den Maßnahmen profitieren“, sagt Borcherding. Auch viele seltene Dünenpflanzen und Insekten sind auf sandige Dünentümpel angewiesen. Auf Sylt soll mit den Maßnahmen der vom Aussterben bedrohte Heidelaufkäfer unterstützt werden und auf Amrum die Sumpf-Weichorchis, eine extrem seltene Orchidee.

Beginn der Baggerarbeiten am Morgen, Foto: Rainer Borcherding, Schutzstation Wattenmeer
Neuer Laichtümpel auf Amrum. Foto: Rainer Borcherding, Schutzstation Wattenmeer
Neben Kreuzkröten sollen von den Maßnahmen viele seltene Dünenpflanzen und Insekten profitieren. Foto: Archiv Schutzstation Wattenmeer