„Ein Lebenstraum“

Björn Marten Philipps, Hausleiter der Schutzstation Wattenmeer auf Hallig Langeneß

Die Anreise nach Hallig Langeneß gleicht einem Hindernislauf. Der Orkan hält die Fähren im Hafen fest und zwei Bewerberinnen aus NRW, die sich für einen Freiwilligendienst bei der Schutzstation Wattenmeer interessieren, stranden für eine Nacht in Husum. Einen Tag später hat sich der Wind gelegt und Stationsleiter Björn Marten Philipps kann die beiden jungen Leute persönlich vom Anleger abholen.

Für den frisch gebackenen Stationsleiter Philipps ist es die erste Saison auf der Hallig. „So stelle ich mir einen typischen Friesen vor“, könnte man denken, wenn man ihm das erste Mal begegnet. Aufgewachsen ist der blonde 30jährige mit den blitzenden Augen aber in Eckernförde an der „eher lieblichen, aber nicht so interessanten Ostseeküste“, wie er lachend sagt.


Der Westküsten-Funke sprang während seines Zivildienstes im Meldorfer Speicherkoog über. „Ich hatte die 1.000 Hektar Naturschutzgebiet fast für mich allein“, erzählt Philipps. Seit dieser Zeit gibt es für ihn nur noch eine Devise: „Nicht mehr weg von der Westküste und soviel Wattenmeer wie möglich“. Als während seines Lehramtsstudiums in Flensburg die Vogelwartstelle auf Trischen frei wurde, zögerte er nicht und verbrachte einen Sommer als „einsamster Vogelwart Deutschlands“.
Philipps Freundin Anne, die er im Studium kennengelernt hat, teilt seinen Faible für die Nordsee. Seit dem August letzten Jahres arbeitet sie als Lehrerin auf der Hallig. „Für uns war es eine Teamentscheidung, auf die Hallig zu ziehen“, sagt Philipps. Zunächst pendelte er noch zur Arbeit nach Husum, bevor er im Dezember die Stelle des Hausleiters bei der Schutzstation Wattenmeer antrat.


Besonders wichtig ist Philipps die Bildung für Nachhaltigkeit. „Die Menschen sollten die Folgen ihrer Handlungen stets hinterfragen, sich dieser bewusst sein und danach leben“, sagt er. Das versuche er den meist jungen Seminargästen immer wieder zu verdeutlichen. Die Hallig mit ihren vielen Landunter-Situationen sei der ideale Ort dafür.


Der studierte Sonderpägoge hat einiges vor an seinem neuen Arbeitsplatz: „Meine Hauptaufgabe ist es, mehr Menschen von unserem Haus zu begeistern. Die Schaffung eines großen Seminarraumes unter dem Dach wird ein wichtiger Schritt dorthin sein“. Die notwendigen Förderanträge hierfür seien bereits gestellt.
Besonders freut sich Lehrer und Vogelkundler Philipps neben seiner pädagogischen Tätigkeit auf der Hallig auch weiter wissenschaftlich arbeiten zu können: „Wir werden das Austernfischermonitoring fortsetzen und zukünftig vielleicht auch die Seeschwalben mit in unsere regelmäßigen Erfassungen einbeziehen.“


Auch in seiner Freizeit lässt Philipps das Wattenmeer nicht los. An Hand alter Karten spürt er den Resten untergegangener Warften nach und sucht Kulturspuren im Watt. Philipps hat sich in der kurzen Zeit gut auf der Hallig eingelebt. Doppelkopf-Spielen ist dabei genauso hilfreich wie der neue „Nebenjob“ als Topüster (Souffleur) im Plattdeutschen Theater, wo er seiner Freundin zuflüstern darf, wenn sie nicht mehr weiter weiß. Auch seine nächste Traumreise wird Philipps an der Nordsee machen: Mit dem Seekajak will er einmal das gesamte Wattenmeer von Den Helder bis Esbjerg befahren.


„Für mich ist der Wattenmeerschutz eine Herzensangelegenheit und mit meiner Stelle als Hausleiter bei der Schutzstation Wattenmeer auf Langeness hat sich ein Lebenstraum erfüllt“, sagt Philipps. Ein Satz, den man ihm sofort glaubt.