Hiwi statt Zivi?

Verbände wollen geförderten "Freiwilligendienst" statt ersatzlosem Zivildienstabbau

Die Umwelt- und Naturschutzverbände BUND und NABU, der Deutsche Naturschutzring (DNR) sowie die Schutzstation Wattenmeer haben zur Kompensation der voraussichtlichen Einschnitte im Zivildienst die Einrichtung eines mindestens 13-monatigen Freiwilligendienstes gefordert.

Anlässlich der Übergabe eines Berichtes über die Zukunft des Zivildienstes an Familienministerin Christine Bergmann erinnerte NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen in Berlin an die eminente Bedeutung der derzeit rund 4500 Zivildienstleistenden im Natur- und Umweltschutz: "Ohne Zivis wären Schutzgebietsbetreuung, Biotoppflege und Umweltbildungsarbeit vielfach nicht denkbar."

BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm bewertet die angekündigte weitere Dienstzeitverkürzung als besondere Benachteiligung der Umwelt- und Naturschutzverbände:

"Bei Dienstzeiten von unter einem Jahr ist weder eine vernünftige Einarbeitung noch eine kontinuierliche Arbeit der Zivildienstleistenden möglich."

In einem Positionspapier fordern die Umweltverbände von der Bundesregierung, den Freiwilligendienst im Umweltschutzbereich vor der nächsten Zivildienstzeitverkürzung am 1. Januar 2002 gesetzlich zu verankern.

"Dazu gehört auch die Überführung der bestehenden Zivildienstplätze in Arbeitsverhältnisse des Freiwilligendienstes", so DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen.

Die Ableistung des Freiwilligendienstes solle Kriegsdienstverweigerer von der Pflicht zur Ableistung des regulären Zivildienstes befreien. Nötig seien allerdings strukturelle Veränderungen bei der finanziellen Ausstattung des Freiwilligendienstes, so Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer: "Das freiwillige Engagement der Bewerber darf nicht zusätzlich zur längeren Dienstzeit durch finanzielle Nachteile gegenüber Wehr- und Zivildienstleistenden belastet werden.

Nach Auffassung von NABU, BUND, DNR und Schutzstation Wattenmeer muss der künftige Freiwilligendienst möglichst attraktiv gestaltet werden. Dazu gehören neben einer angemessenen Vergütung insbesondere die Möglichkeit berufsvorbereitender Qualifikation oder die Anrechung als Wartezeit auf einen Studienplatz. Darüber hinaus solle der Freiwilligendienst auch Frauen sowie ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern offen stehen.