Klaus Müller - Walkampf auf Sylt

Schutzstation Wattenmeer mahnt Schutzwirkung des Walschutzgebietes an: Klaus, mach Dampf für kleine Wale!

Die Schutzstation Wattenmeer stoppte heute um 10:15 Uhr den Landesumweltminister Klaus Müller anlässlich dessen Besuches auf der Insel Sylt und überreichte ihm eine "Flaschenpost der Kleinwale" mit der Aufschrift: "Klaus, mach Dampf für kleine Wale". Müller wurde gebeten, diese auch an den Bundesumwelt- und Bundesverkehrsminister weiterzuleiten. Damit demonstrieren die Naturschützer für "effektiven Walschutz im einzigen deutschen Walschutzgebiet"und fordern den Umweltminister auf, die schleppenden Verfahren zur Verbesserung der Schutzwirkung des Nationalparkgebietes, in den zuständigen Ressorts auf Landes-und Bundesebene zu beschleunigen.

Im Dezember 1999, feierte die rot-grüne Landesregierung die Ausweisung des ersten deutschen Walschutzgebietes vor Sylt und Amrum noch als Haupterfolg ihrer heiß umstrittenen Nationalparkgesetz-Novellierung. Fast zwei Jahre später präsentiert sich das Schutzgebiet für die Kleinwale immer noch als rechtlich unvollständiger Torso ohne Außenwirkung.

"Wo Walschutz drauf steht muss auch Walschutz drin sein" schimpft Lothar Koch, Sprecher der Schutzstation Wattenmeer mit Blick auf die Nordsee vor Sylt und kritisiert die "Mañana-Haltung" von Land und Bund hinsichtlich der Umsetzung des realen Kleinwalschutzes in Deutschland´s einzigem Walschutzgebiet. In der von dem kleinen Fiete Brunk (9 Jahre) verlesenen Flaschenpost kritisieren die Kleinwale gemeinsam mit der Naturschutzgesellschaft u.a. folgende Punkte:

    * Die Wirkung des Schutzgebietes gegenüber der internationalen Fischerei ist bislang wirkungslos, weil das für Fischerei zuständige Landesministerium für Ländliche Räume, Landwirtschaft und Tourismus den Antrag auf notwendige Ratifizierung durch die EU nicht zügig bearbeitet,
    * Ein Tempolimit zum Schutz der kleinen Wale vor Schnellfähren und Speedbooten existiert nicht, weil das zuständige Bundesverkehrsministerium erst die Novellierung von Nationalparkgesetzen in Niedersachsen und Hamburg abwartete und ohnehin nur die Ausweisung einer Befahrensregelung in Betracht zieht, wenn die drei Watt-Küstenländer diese aktiv einfordern. Dies ist bislang nicht geschehen.
    * Selbst in den amtlichen Seekarten und Nachrichten für die Schiffahrt existiert das Walschutzgebiet und auch die übrigen neuen Zonierungen des Nationalparkes schlichtweg nicht.
    * Auch in der zweiten Sommersaison nach Einrichtung des Schutzgebietes fehlen auf den Urlaubsinseln Sylt und Amrum jegliche amtliche Hinweise und anschauliche Information für Einheimische und Urlauber zu Sinn, Zweck und Regelungen des Walschutzgebietes.
    * Unmittelbar seewärts des ausgewiesenen Walschutzgebietes forciert die Bundesregierung den Aufbau einer Offshore Industrie mit fast 1000 Großwindanlagen in zahlreichen Windparks verschiedener Firmen, ohne ein hinreichendes Raumordnungsverfahren im Sinne des Naturschutzes durchzusetzen.