Kuscheliger Schlafplatz bei Minusgraden

Kegelrobbe „Annette“ am Hörnumer Oststrand


Ein eiskalter Wintermorgen am Hörnumer Hafen. Der Bundesfreiwillige Alexej Ghirardini ist unterwegs, um den Seehund näher zu untersuchen, den eine besorgte Anruferin bei der Schutzstation Wattenmeer gemeldet hatte. Statt eines Seehundes findet er Kegelrobbe „Annette“, wie das junge Tier nach der Anruferin getauft wird.

Ghirardini organisiert sofort eine flexible Ruhezone für den Meeressäuger. Er lenkt die Strandspaziergänger um das Tier herum, und bittet, Hunde an die Leine zu nehmen.

„Störungen könnten dazu führen, dass die Kegelrobbe ins Wasser flüchten und unnötig Energie verschwenden würde“, sagt Biologin Kirsten Thiemann, Stationsleiterin der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt. Einheimische und Gäste können aus angemessener Entfernung beobachten, wie sich „Annette“ gelegentlich räkelt, streckt und gähnt. Gut zu erkennen ist dabei auch der große Ölfleck, den das Tier auf der Brust hat. „Möglicherweise ist die Robbe vom gleichen Öl betroffen, das vor einiger Zeit für einige stark verölte Watvögel am Sylter Strand sorgte”, vermutet Thiemann.

„Die junge Robbe hat ihr weißes Embryonalfell schon abgelegt“, weiß die Biologin zu berichten. Gut genährt durch bis zu drei Wochen Muttermilch habe sie ein ausreichendes Fettpolster angesetzt, um den Winter im kalten Nordseewasser zu überleben. Drei Stunden bewachen die Schutzstation – Freiwilligen die Jungrobbe, bis sie mit auflaufender Flut wieder in der Nordsee verschwindet.

„Annette ist die fünfte gestrandete junge Kegelrobbe in diesem Winter auf Sylt“, sagt Silvia Gaus, Meeressäugerexperterin der Schutzstation. 169 weitere Kegelrobben seien bisher in diesem Winter vor Schleswig-Holsteins Küste geboren worden, deutlich mehr als in den Vorjahren. „Dieses ist ein großer Erfolg für den Naturschutz und eine schöne Belohnung für die Arbeit unserer Freiwilligen, die oft bei großer Kälte stundenlang ausharren müssen“, so Gaus weiter. Im Mittelalter seien die Kegelrobben im Wattenmeer die häufigsten Robben gewesen. Starke Bejagung habe sie bei uns aber fast ausgerottet.

 

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Foto: Kirsten Thiemann