Stress durch Feuerwerk

Dithmarscher Feuerwerk „Meeresleuchten“ sorgt für Ärger im Nationalpark Wattenmeer

Mitten in der Hauptbrutzeit vieler Vogelarten soll vor dem Büsumer Hauptstrand auf einem Ponton im Nationalpark Wattenmeer am 1. Juli 2016 unter dem Motto „Meeresleuchten“ ein Feuerwerk abgebrannt werden.

„Die Seevögel werden von ihren Nestern aufgescheucht und einige geben vielleicht sogar ihre Brut auf“, kritisiert Katharina Weinberg von der Schutzstation Wattenmeer das Vorhaben. Sie befürchtet auch Auswirkungen der lauten Knallerei auf Seehundskolonien in der Umgebung. „Anfang Juli befinden sich auf den Sandbänken junge Seehunde, die nur wenige Tage oder Wochen alt sind und noch von ihren Müttern gesäugt werden“, erklärt Weinberg. Durch die weitreichende Schallentwicklung und die plötzlichen Lichtblitze seien diese Meeressäuger einem großen Stress ausgesetzt.

„Das Feuerwerk entspricht, so wie es geplant ist, nicht dem Zweck des Nationalparks Wattenmeer“, sagt Weinberg. Das Schutzgebiet soll alle darin lebenden Tiere und Pflanzen vor schädlichen Einflüssen bewahren, und dem Gesetz nach sind alle Störungen der Tiere, also auch durch Lärm, verboten. Der Veranstalter habe zwar alle notwendigen Genehmigungen für das Feuerwerk eingeholt. Der Himmelskrach passt nach Meinung der Umweltschützer aber auch in anderer Hinsicht nicht zum Schutzweck.

„Bei einem Feuerwerk entstehen große Abgasmengen mit bedenklichen Giftstoffen wie z.B. Benzol, und es wird einiges an Müll in die Natur eingetragen“, sagt Weinberg. „Es ist nicht vermittelbar, wenn wir an einer Stelle zum Müllsammeln am Strand aufrufen und ihn hier legal vom Himmel direkt in den Nationalpark regnen lassen“, so die Umweltschützerin weiter.

Nachdem sich der Rauch verzogen habe, gebe es für die Gäste immerhin die Chance, das echte Meeresleuchten bei Nacht in der Perlebucht zu erleben. Mikroskopisch kleine Einzeller lassen zu dieser Jahreszeit bei günstigen Bedingungen die Wellen am Strand magisch blau und grün leuchten. Ähnlich den Glühwürmchen an Land haben vor allem marine Mikroorganismen der Tiefsee die Fähigkeit, körpereigene Leuchtstoffe herzustellen.


Info zum biologischen Meeresleuchten

 

Das natürliche Meeresleuchten hat übrigens bereits den aus Dithmarschen stammenden Dichter Friedrich Hebbel (1813-1863) so beeindruckt, dass er hierzu dieses Gedicht schrieb:

 

Meeresleuchten

Aus des Meeres dunklen Tiefen
Stieg die Venus still empor,
Als die Nachtigallen riefen
In dem Hain, den sie erkor.

Und zum Spiegel, voll Verlangen,
Glätteten die Wogen sich,
Um ihr Bild noch aufzufangen,
Da sie selbst auf ewig wich.

Lächelnd gönnte sie dem feuchten
Element den letzten Blick,
Davon blieb dem Meer sein Leuchten
Bis auf diesen Tag zurück.


Nicht nur in den Salzwiesen, sondern auch in den Steinkanten brüten Austernfischer, See- oder wie hier Sandregenpfeifer.
Junger Seehund im Abendlicht. Im Juni werden die Seehunde geboren und zurzeit teilweise noch gesäugt.