Brutvogelkartierung am Watt

Viele Stunden draußen unterwegs

Zurzeit sind unsere Freiwilligen schon zum dritten Durchgang der Brutvogelkartierung im und am Nationalpark unterwegs. Waren die beiden ersten Runden noch relativ einfach, steht jetzt mit der Erfassung der Rotschenkel eine der schwierigsten Arten an. Denn die Rotschenkel sind nicht nur gut getarnt, sondern brüten auch besonders gern in hohem Gras.
Mitte März waren die großen Graugänse im alten Gras schon auf weite Entfernung zu erkennen. Die Erfassung der Kiebitze vor zwei Wochen war schon schwieriger, da die Tiere oft ganz flach auf ihren Gelegen sitzen. Doch brüten sie meist auf beweideten Flächen mit kurzem Gras. Die Rotschenkel sind hingegen oft nur zu sehen, wenn sie aus dem hohen Gras auffliegen. 
Für die Freiwilligen heißt es daher, die Salzwiesen vor dem Deich Streifen für Streifen abzulaufen und immer wieder genau hinzusehen, hinzuhören und den Überblick nicht zu verlieren. Belohnt werden sie zunehmend mit Beobachtungen von Jungvögeln der früh brütenden Arten. Familien von Graugänsen konnte man schon Mitte April antreffen. Jetzt schlüpfen auch die ersten Kiebitze. Als Nestflüchter machen sich die Jungen schon in den ersten Tagen selbst auf Nahrungssuche. Doch die Eltern haben sie immer im Blick, warnen vor Gefahren und lassen sie sich immer wieder unter ihren Bauchfedern aufwärmen. 
Heute früh wurden bei einer Kontrolle im Brutvogelschutzprojekt auf Hallig Hooge auch schon die ersten jungen Säbelschnäbler entdeckt!

Damit naturinteressierte Gäste die Brutzeit ebenfalls erleben können, bieten unsere Teams, wenn ihnen die Kartierungen hierzu Zeit lassen, auch öffentliche vogelkundliche Führungen an. Ausgerüstet sind sie dann mit ihren Spektiven, den Fernrohren, die bis zu 60-fache Vergrößerung erlauben. Hilfreich ist es aber, auch eigene Ferngläser mitzubringen.
Die Termine der Führungen stehen im Gesamtkalender und auf den Seiten der Stationen.

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Gruppe von Vogelbeobachterinnen mit Fernrohren am Deich
Neben dem Seminar Anfang März bietet Brutvogel-Koordinator Benjamin Gnep unseren Teams auch weitere Schulungen vor Ort an. Am 14.4. trafen sich Sylter Freiwillige in Keitum, um im Nationalpark und binnendeichs gemeinsam Kiebitze zu erfassen.
Freiwillige draußen mit Tablet-Computer
Die Daten werden inzwischen immer sofort in die Kartier-Tablets eingegeben.
Stehender und brütender Kiebitz auf kurzer Wiese
Kiebitze brüten gern auf offenem Grünland.
Brütender Kiebitz
Dennoch sind die flach sitzenden Vögel nicht einfach zu erkennen.
Rotschenkel mit schlickigen Beinen auf Zaunpfahl
Noch schwieriger ist es zurzeit bei den Rotschenkeln. Brütende Tiere sind im hohen Gras praktisch nie zu sehen. Bei dieser Art erfasst man auffliegende oder z. B. auf Zäunen sitzende Tiere.
Freiwillige arbeiten mit der Karte des Computers
Das Tablet zeigt die Gebietskarte, die eigene Position sowie die Wege und Beobachtungspunkte, die die Freiwilligen ansteuern sollen. Stück für Stück werden auch die Beobachtungsdaten dort eingetragen.
Singendes Blaukehlchen
Schöne Beobachtung am Rande: In einem Busch singt ein Blaukehlchen. Diese Art breitet sich seit Jahren in Röhrichten an der Westküste aus.
Junger Kiebitz mit Altvogel
Nach den jungen Graugänsen, sind jetzt auch erste Küken der Kiebitze zu sehen. Dieses lief vorgestern gut bewacht vom Altvogel durch das Grünland am Keitumer Deich.
Junger Kiebitz
Die kleinen Kiebitze kommen als Nestflüchter schon sehr weit entwickelt zur Welt und können gleich weitgehend selbständig Nahrung suchen.
Brütender Säbelschnäbler vor einer Halligwarft
Wir warteten auch auf die ersten jungen Säbelschnäbler. Dieses Foto eines brütenden Altvogel stammt von einer automatischen Kamera unseres Brutvogelschutzprojekts auf Hallig Hooge.
Küken eines Säbelschnäblers auf Hallig Hooge
Heute früh war es soweit! Beim Abbau einer Kamera schien dieser Jungvogel sich auch dafür zu interessieren. Der weiße Eizahn auf der Schnabelspitze zeigt, dass er gerade erst geschlüpft ist. Eine Besonderheit gegenüber anderen Watvögeln sind übrigens die kleinen Schwimmhäute zwischen den Zehen - vielleicht eine Anpassung an die häufige Nahrungssuche in weichstem Schlick.