Clean Hunter stört Vögel und Robben
NATO-Tieffliegereinsätze stören zur Brut- und Seehund-Setzzeit im Wattenmeer
Trotz langjähriger Proteste der Schutzstation Wattenmeer beharrt die NATO offenbar darauf, den Luftraum über dem Nationalpark Wattenmeer als Manövergebiet zu missbrauchen. Gestern hat die NATO-Übung "Clean Hunter 2001" begonnen, während der Tiefflieger wieder donnernd über Kurorte, Seehundbänke und Brutkolonien im Bereich des Nationalparkes Schleswig Holsteinisches Wattenmeer fliegen sollen. "Ausgerechnet zur sensibelsten Zeit im biologischen Jahresgang des Wattenmeeres sind solche Manöver nicht zu verantworten", protestiert Biologe Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer: "Viele Seevogelarten versuchen ihre Brut ungestört zu verrichten und bei den Seehunden hat soeben die Wurfzeit begonnen." Das Manöver über dem Nationalpark soll noch bis zum 29.6. andauern. Die Schutzstation Wattenmeer wird jede Störung registrieren und melden.
"Dabei ist Natur und Mensch am Wattenmeer dieses Jahr schon durch das schlechte Wetter arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Da muss die Nato mit ihrem Manöver "Clean Hunter" Vögeln, Robben und Menschen nicht noch zusätzlich auf die Nerven gehen", so Lothar Koch, Sprecher der Schutzstation Wattenmeer. Bereits zweimal gab der überwiegende Teil der bodenbrütenden Seevögel wegen stürmischer Überschwemmungen ihre Nester dieses Frühjahr auf und in der Seehundaufzuchtstation Friedrichskoog landeten bereits vor Beginn des Manövers 10 Seehundheuler. Weitere drastische Störungen könnten den Brut-und Wurferfolg gefährdeter Arten für dieses Jahr endgültig zunichte machen.
"Verweise der Bundeswehr, es würde sich hier um ein internationales Manöver handeln, dessen Terminierung wegen der übrigen NATO-Partner nicht zur Disposition stünde, sind nicht stichhaltig. Schließlich spielen sich die Brutzeit der Vögel und die Setzzeit der Seehunde jedes Jahr europaweit zur gleichen Zeit ab. Zudem ist der sensible Nationalpark Wattenmeer als ein international bedeutendes Schutzgebiet in Europa bekannt. Hingegen werden NATO-Manöver routinemäßig langfristig geplant und können in weniger sensible Zeiten und Bereiche verlegt werden.", so Koch.
Zwar darf die NATO offiziell nicht unter 1000 m über den Nationalpark hinweg fliegen, aber in öffentlichen Bekanntmachungen wurde die Insel-und Halligbevölkerung bereits darauf hingewiesen, "dass mit Störungen durch Hubschrauber und Flugzeugverkehr zu rechnen ist, der die zulässige Flughöhe unterschreitet."
Vergangenes Jahr hatte sich der Sprecher des alliierten Luftkommandos in Ramstein nach den Beschwerden des Umweltministers zu Luftkämpfen über dem Wattenmeer noch damit entschuldigt, man würde die Nordseeküste ja nur vom eigenen Urlaub und Überflug kennen und nicht wissen, dass es ein sensibles Naturgebiet sei. "Auf solche Ausreden wird man sich dieses Jahr nicht mehr zurückziehen können, wenn es tatsächlich zu drastischen Störungen kommt, so die Schutzstation Wattenmeer. Die Naturschutzgesellschaft fordert ein dauerhaftes Ende militärischer Aktionen im Nationalpark.