Digital den Strand erforschen

Über 40.000 Funde im BeachExplorer

Tausende naturinteressierte Menschen nutzen das Strandfunde-Internetportal BeachExplorer.org, um mit den kostenlosen Apps im Watt oder am Deich Muscheln, Schnecken, Krebse oder auch Müll und anderes Treibgut zu bestimmen. Zugleich haben sie inzwischen schon mehr als 40.000 interessante Beobachtungen in der Datenbank des Systems zusammengetragen. Eine aktualisierte Version der kostenlosen Smartphone-App enthält jetzt auch den Langarm-Einsiedlerkrebs, der gerade aus Amerika eingeschleppt wurde und sich offenbar rasant im Wattenmeer ausbreitet.

Der BeachExplorer soll einerseits die einfache Bestimmung von Strandfunden ermöglichen und zugleich auch Zufallsbeobachtungen für wissenschaftliche Auswertungen zugänglich machen. Strandwanderer:innen können so helfen, Veränderungen in der Artenvielfalt zu erkennen.

Für den Biologen Rainer Borcherding, den Initiatoren des BeachExplorers, wird mit den Jahren zunehmend der Wert des Strandfundeportals klar. So zeigen manche Beobachtungen, dass ehemals heimische Arten wieder in das Wattenmeer zurückkehren. Zahlreiche Funde deuten etwa darauf hin, dass das 100 Jahre lang verschwundene Seepferdchen seit 2020 wieder vor der ostfriesischen Küste vorkommt.
Andererseits lässt sich auch die Ausbreitung eingeschleppter Arten, wie der Manila-Teppichmuschel nachvollziehen. Diese wurde zuerst 2016 vor Hallig Langeneß nachgewiesen und hat sich inzwischen weit im nordfriesischen Watt und aktuell auch vor Dithmarschen ausgebreitet.
Auch besondere seltene Arten, wie der Zwergwal, der immer wieder einmal angespült wird, sind im Explorer zu finden. Nach dem Tier auf Sylt im vorigen Dezember war es gerade erst eines auf Amrum.

Möglicherweise dokumentieren die Beobachtungen im Explorer aktuell auch das Verschwinden einer typischen Wattenmeer-Art. Zurzeit wird kaum noch der Gewöhnliche Einsiedlerkrebs gemeldet, dessen Alttiere ihr empfindliches Hinterteil gern mit großen Gehäusen der Wellhornschnecke schützen. Hingegen breitet sich mit steigenden Meerestemperaturen von Süden her der kleine Diogenes-Einsiedler aus, während wohl durch den globalen Schiffsverkehr der Langarm-Einsiedler von der Ostküste der USA zu uns gekommen ist. Beide Arten bleiben nur ein bis zwei Zentimeter klein, so dass die Jungtiere des heimischen Einsiedlers plötzlich mit starker Konkurrenz um kleine Schneckengehäuse kämpfen müssen. Damit scheinen Gewöhnliche Einsiedler nur noch selten so groß zu werden, dass sie in die größeren Gehäuse der Wellhornschnecke einziehen könnten. Beobachtungen im BeachExplorer können helfen, hier bald klarer zu sehen.

Frau mit Smartphone und Schnecke
Der BeachExplorer hilft, spannende Funde am Strand zu bestimmen.
Blick auf die Webseite
Mit der App und auf der Webseite kann man unzählige Tierarten erkennen - und auch Funde melden.
Bestimmung eines Strandfunds am Tablet
Auch in manchen Ausstellungen haben wir Stationen mit dem BeachExplorer eingerichtet.
Seepferdchen am Strand
Spannende Ergebnisse liefern zurzeit die Strandfunde von Seepferdchen.
Zwei Diogenes-Einsiedler
Der heimische Einsiedler hat Konkurrenz durch neue Arten, wie den Diogenes-Einsiedler bekommen.
Zwergwal vor Sylt
Auch seltene Funde, wie angetriebene Zwergwale, sind im BeachExplorer dokumentiert.