Entdeckungen mit dem BeachExplorer

Seepferdchen, Muscheln, Rocheneier

Kann man am Strand erkennen, welche Haie und Rochen in der Nordsee leben? Breiten sich tatsächlich wieder Seepferdchen vor unserer Küste aus? Was für Muscheln habe ich gefunden?

Das Strandfunde-Internetportal BeachExplorer.org hilft, Muscheln, Schnecken, seltsame Fisch-Eier und viele andere Dinge im Watt oder im Spülsaum zu bestimmen. Mit den kostenlosen Smartphone-Apps kann man den Explorer sogar einfach mit hinaus nehmen.
Zugleich kann man mit dem BeachExplorer auch eigene Beobachtungen melden und so für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung stellen. Fast 4.000 naturinteressierte Menschen haben bereits über 38.000 Funde mit spannenden Ergebnissen zusammengetragen.
So scheinen sich Seepferdchen, nachdem sie in den 1930er-Jahren verschwunden waren, jetzt langsam wieder auszubreiten. Während zuvor nur alle paar Jahre einzelne Tiere entdeckt wurden, gab es 2020 und 2021 im Explorer immerhin jeweils fünf Beobachtungen, zwei davon noch in der Adventszeit.
Neu bei uns ist hingegen die Ottermuschel, die sich offenbar mit steigenden Meerestemperaturen langsam auch ins Watt vorarbeitet.

Ganz andere Blickwinkel auf den Zustand von Nordsee und Wattenmeer bietet der Meeresmüll. Aktuell finden sich neben vielen Corona-Masken jetzt auch Flaschen mit Desinfektionsmittel am Strand.
Vor 3 Jahre verlor die "MSC Zoe" über 300 Container. Noch immer treiben Stücke aus dieser Ladung an die Strände.
Und genau vor 20 Jahren wurde der Euro eingeführt. Plastik-Verpackungen oder Deckel mit D-Mark-Preisen machen deutlich, dass Kunststoffe über Jahrzehnte in der Umwelt umhergeistern, ohne geringste Spuren des biologischen Abbaus zu zeigen.

Das augenblickliche Schmuddelwetter treibt mit westlichem Wind wieder sehr unterschiedliche interessante Dinge an die Strände. Es lohnt sich genauer hinzusehen  :-)

 

Update 10.1.22:
Heute wurden auf Wangerooge zwei weitere angespülte Seepferdchen gemeldet. Damit sind es in den gut vier Wochen seit dem 12.12.21 immerhin vier Exemplare an der Ostfriesischen Küste!

 

 

 

 

 

 

Wattwanderer im Nebel
Bei trübem Schmuddelwetter sollte man nicht allzu weit auf das Watt hinausgehen.
Angespültes Seepferdchen
Doch schon direkt auf dem Strand kann man interessante Funde machen. Noch im Dezember wurden im BeachExplorer zwei Seepferdchen gemeldet.
Rocheneier am Spülsaum
Im Spülsaum liegen auch Eier von Rochen und Haien. Gestern fand sich diese Sammlung auf einer Strecke von etwa 100 Metern: oben klein und matt-rau ein Ei des Sternrochens, daneben glänzend eines des Marmorrochens und darunter wie seidenmatt gebürstet fünf des Nagelrochens.
Eier von Katzenhai und Nagelrochen
Schmaler und heller sind die Eier des Kleingefleckten Katzenhais.
Watt mit angetriebenen Polypenpolstern
Auf dem Watt werden immer wieder größer Mengen von Weichkorallen angespült, zurzeit ist es oft der dunkelbraune Lange Glockenpolyp.
Ottermuschel in der Hand
Aus der offenen See stammt wohl auch diese seltene Ottermuschel. Anders als die ähnliche Sandklaffmuschel hat sie aber keinen großen Schlosszahn, sondern ein kleines, fast an ein Ohr erinnerndes Schloss.
Tote Trottellumme
Leider wurden in den vergangenen Wochen immer wieder tote oder geschwächte Trottellummen angespült. Ursache ist wohl Mangel an kleinen Nahrungsfischen. Funde dieser Vögel bitte gern im BeachExplorer melden.
Angespülte Flasche
Auch Müll am Strand sagt einiges über die Nordsee und ihre Küsten aus. So findet man aktuell neben zahlreichen Corona-Masken ebenso leere Desinfektionsmittel-Flaschen.
Fahrradteil im Spülsaum
Heute vor 3 Jahren verlor der Frachter "MSC Zoe" über 300 Container. Aus der Ladung werden noch immer Stücke wie dieses Fahrradschutzblech angetrieben. Inzwischen sind die Metallteile längst verrostet und die Flächen von Seepocken oder Seerinde bewachsen.
Plastikdeckel mit Preisangabe in D-Mark
Zum Jahreswechsel 2001/02 wurde der Euro eingeführt. Genau 20 Jahre später fand sich Silvester 2021 dieser Margarinedeckel im Watt. Die Preisangabe in D-Mark zeigt, dass er ohne größere Veränderungen wohl über zwei Jahrzehnte irgendwo in der Umwelt unterwegs war. Plastik im Meer und am Strand wird noch lange Zeit ein Problem bleiben.