Explosionen zur Brutzeit erschüttern Naturschutz
Lärmbelästigung durch Waffenerprobung am Nationalpark
Am Nationalpark Wattenmeer hat es pünktlich zur Brutzeit einmal wieder drastische Störungen durch Waffenerprobungen im Meldorfer Speicherkoog gegeben.
Diese Woche erschütterten mindestens vier heftige Detonationen die Vogelwelt im Großschutzgebiet. Nach Angaben von Vogelwarten der Schutzstation Wattenmeer, war der Sprengungs- Lärm im Umkreis von über 10 Kilometern des Waffenerprobungsgeländes der Wehrtechnischen Dienststelle 21 bei Elpersbüttel zu hören.
Dies bestätigte auch der Naturschutzwart von der rund 12 Km entfernten Vogelinsel Trischen im Nationalpark Wattenmeer. Zur Zeit brüten nahe des Erprobungsgebietes binnen- und außendeichs hunderte von Wat-und Wasservögeln. Zusätzlich, sind derzeit etliche tausend Zugvögel im Koog und dem angrenzenden Nationalpark Wattenmeer auf Nahrungssuche.
Am Dienstag wollte unser Mitarbeiter gerade mit der anstehenden Brutbestandserfassung von Seevögeln am Meldorfer Watt beginnen. Dies war jedoch nicht möglich, weil wegen der Waffenerprobungen im Koog aus Sicherheitsgründen auch das Gebiet außendeichs am Nationalpark Wattenmeer militärisch gesperrt wurde. Einer Kindergruppe, die sich bei Friedrichskoog einer Wattführung mit der Schutzstation angeschlossen hatte, zuckte auf der Naturerlebnisexkursion im Nationalpark bei jedem Knall der Schreck durch die Glieder.
Die Schutzstation Wattenmeer protestiert gegen diese staatlich organisierten Ruhestörungen mitten in der Seevogel-Brutzeit. Ihr Sprecher, Diplombiologe Lothar Koch, fordert die Rot-Grüne Landesregierung auf, bei ihren zuständigen Parteikollegen auf Bundesebene nun endlich die eigenen Forderungen aus Oppositionszeiten durchzusetzen. SPD und Grüne hatten sich über ihre Bundestagsfraktionen in Bonn stets für eine Schließung des Schießgebietes im Bereich der Meldorfer Bucht ausgesprochen. Noch im März 2000 hatten die Rot-Grünen Landesparteien durch den Koalitionsvertrag ihre naturschutzorientierte Auffassung beteuert: .."Die Waffenerprobungen sind grundsätzlich mit den Schutzzielen eines Nationalparks nicht vereinbar. "
Von einer Umsetzung dieser großen Worte, ist auch fast ein Jahr nach der bundespolitischen Wende in Berlin nichts zu spüren. Auch im Rahmen der aktuellen Gespräche zum drastischen Abbau der Bundeswehr, ist von der Schließung des seit 1969 seitens der Naturschutzverbände immer wieder kritisierten Waffenerprobungsgebietes in der Meldorfer Bucht, offensichtlich keine Rede.
Lothar Koch: "Der Bund unterläuft mit seinen Dienstleistungen für die Waffenindustrie an Deutschlands größtem Nationalpark die Schutz- Bemühungen der ehrenamtlichen Naturschutzverbände und den Urlaubsgenuss von Touristen. Außerdem schmälert dies die Akzeptanz wichtiger Naturschutzverordnungen in der Bevölkerung nach dem Motto: "Wenn die stören dürfen, darf ich das doch auch..."