Finnwal strandete bei Hörnum auf Sylt

In den frühen Morgenstunden wurde am Hörnumer Nordstrand ein lebloser großer Furchenwal angetrieben. Dabei handelt es sich nach Aussagen der in Hörnum ansässigen Schutzstation Wattenmeer um einen männlichen Finnwal. Finnwale sind, nach dem Blauwal, die zweitgrößte Tierart der Erde und können bis zu 26 m lang werden. Bei dem getrandeten Exemplar handelt es sich jedoch um ein kleineres, etwa 15 m langes Exemplar. "Genaue Vermessungen können erst gemacht werden, wenn das Wasser soweit abgelaufen ist, daß wir bequem an den Kadaver herankommen, sagte Lothar Koch, Sprecher der Schutzstation Wattenmeer."

Damit ist gegen 14 Uhr zu rechnen. Hartmut Müller, der Bürgermeister der Gemeinde Hörnum, berät zur Stunde mit einer Expertengruppe, wie, wann und wohin das Tier abgeborgen werden soll. Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer sorgen derzeit vor Ort für die Information und Lenkung der schaulustigen Strandwanderer. Größere Stücke der für Furchenwale typischen Barten sind bereits sichergestellt worden, um sie vor Diebstahl oder Abdrift zu schützen. Die oberste Naturschutzbehörde wird später entscheiden, ob diese Walteile für Ausstellungszwecke genutzt werden dürfen. Finnwale stehen unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens. Daher ist es verboten jegliche Körperteile, auch von toten Tieren, unbefugt an sich zu nehmen.

Die Barten dienen den Finnwalen zur Nahrungsaufnahme. Eine große Wassermenge wird ins Maul gesogen und dann mit der mächtigen Zunge durch die Barten wieder herausgedrückt. Von den Barten werden Kleinkrebse (Krill) in großen Mengen zurückgehalten, um dann verschluckt zu werden. In der Nordsee findet man diese Krebstiere nicht. Daher ist die Nordsee kein geeigneter Lebensraum für Furchenwale. Es handelt sich also bei dem Finnwal um einen Irrgast, der möglicherweise schon tot in die Deutsche Bucht hineintrieb. Der Walkadaver weist schon deutliche Spuren der Zersetzung auf. Der letzte Finnwal strandete auf Sylt am 7.2.1995 bei Wenningstedt. Damals ergaben Untersuchungen des Fettkörpers einen extrem erhöhten Schadstoffgehalt (Chlorparafine) des Tieres. Diese können das Immunsystem schädigen.