Freiwillige retten verhedderten Basstölpel

Schutzstation kritisiert Plastik-Dolly Ropes der Fischerei

Das Team der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt konnte erfolgreich einen Basstölpel retten. Dieser hatte sich in Dolly Ropes, Kunststofffäden aus der Fischerei, verfangen. Aufmerksame Urlauber meldeten den Vogel, der bei der Nahrungssuche in die Netzreste geraten war.

Umgehend machten sich vier Freiwillige auf den Weg zum Hörnumer Strand. Vor Ort mussten sie teilweise ins Wasser steigen, um den Vogel sicher an Land zu bringen. Nach kurzer Zeit beruhigte sich der Tölpel und ließ die aufwändige Befreiungsaktion geduldig über sich ergehen. Besonders schwierig war es, die Schnüre so zu durchtrennen, dass Füße und Schnabel nicht verletzt wurden.

Dennis Schaper, Leiter der Sylter Schutzstation, zeigt sich erleichtert: „Ohne unser Team wäre der Vogel in wenigen Tagen verhungert, da er nicht mehr selbstständig jagen konnte.“ Es sei immer wieder erschreckend zu sehen, welche Gefahr Kunststoffreste für Meeresvögel darstellen.

Barbara Ganter, Ornithologin der Schutzstation Wattenmeer, ergänzt: „Plastikreste aus der Fischerei, insbesondere sogenannte Dolly Ropes, sind eine große Bedrohung für Seevögel.“ Diese verfangen sich darin, verletzen sich schwer oder verhungern qualvoll. „Wir fordern dringend ein EU-weites Nutzungsverbot dieser Plastikfäden und den Einsatz umweltschonender Alternativen“, so die Naturschutzexpertin weiter.

Der Hörnumer Basstölpel war so kräftig, dass er nach seiner Befreiung direkt wieder in die Freiheit entlassen werden konnte. Bei Kontrollgängen in den Tagen darauf wurde er nicht mehr gesichtet. Dank der schnellen Benachrichtigung und dem sofortigen Einsatz des Hörnumer Teams nahm der Fall für diesen Hochseevogel einen glücklichen Ausgang.

 

Hintergrund: Dolly Ropes
Dolly Ropes sind Scheuerschutzfäden, die in die Unterseite von Schleppnetzen eingeflochten werden, um eine Beschädigung der Netze am Meeresboden zu vermeiden. Bereits nach wenigen Tagen beginnen die Fäden abzureißen. Dolly Ropes zählen zu den häufigsten Plastikfunden an Nordseestränden. Nach Schätzungen werden allein in den Niederlanden jährlich rund 50 – 100 Tonnen dieser Fäden eingesetzt, von denen die Hälfte im Meer landet. Ein Großteil der deutschen Krabbenfischer verzichtet freiwillig auf den Einsatz von Dolly Ropes. Eine EU-weite Regelung fehlt jedoch bisher. Es gibt erfolgreiche Pilotprojekte in Deutschland und den Niederlanden mit Auftriebskörpern und einem veränderten Netzdesign, die den Ersatz dieser Fäden ohne großen Aufwand möglich machen.

Modellprojekt des Thünen-Instituts zur Verringerung von Kunststoffmüll aus der Krabbenfischerei durch Netzmodifikationen:
www.thuenen.de/de/fachinstitute/ostseefischerei/projekte/fischerei-surveytechnik/verringerung-von-kunststoffmuell-aus-der-krabbenfischerei-durch-netzmodifikationen-drops

 

Hilfloser Basstölpel am Strand
Dieser junge Basstölpel hatte sich mit Schnabel und Füßen in blauen Plastikfasern verheddert.
Freiwillige kreisen den Vogel ein
Unsere Freiwilligen Elisa, Anna, Sarah und Luca hatten extra Jacken und eine Decke mitgebracht, um das Tier einzufangen. Mit seinem Schnabel kann der Vogel durchaus auch den Augen von Rettern gefährlich werden.
Zerschneiden der blauen Fasern am Schnabel
Basstölpel haben einen Widerhaken an der Zunge, der verhindert, dass zapplende Fische sich aus dem Schnabel befreien. Hinter diesem Haken hingen jetzt auch die Kunststofffasern fest. Vorsichtig zerschnitt das Team alle Fäden, um diese dann seitlich herauszulösen.
Team entfernt letzte Fäden
Nach gefühlt ewiger Zeit waren Schnabel und Füße wieder von den Schnüren befreit.
Kopf des Basstölpels aus der Nähe
Was der Vogel wohl fühlte oder dachte?
Vogel im Wasser und Team am Strand
Als der Basstölpel wieder schwimmen konnte, fielen sich unsere Freiwilligen freudig in die Arme. Schön, dass sie helfen konnten.
Blaues Faserknäuel
Die blauen und orangen aus den Dolly Ropes stammenden Faserknäuel sind im Watt, am Strand und in den Salzwiesen häufig zu finden.
Sanderling rastet neben Faserknäuel
Auch für andere Vögel, wie diesen Sanderling, sind sie eine Gefahr.