Frühjahrssturm Eugen: Gefahr für Vögel

Salzwiesen, Strände und Halligen überflutet

Sturmtief "Eugen" lässt am Dienstag und Mittwoch gleich dreimal nacheinander das Hochwasser im Nationalpark Wattenmeer bis zu einem Meter über Normal ansteigen. Sowohl Zugvögel als auch Brutvögel geraten dadurch in Schwierigkeiten.

Die Rastplätze vieler arktischer Alpenstrandläufer, Knutts oder Pfuhlschnepfen auf Blauort- oder Süderoogsand sind jetzt überspült, so dass die Vögel in großen Schwärmen an das Festland oder auf die Inseln ausweichen. Bei Ebbe gibt das Wasser nur vergleichsweise kleine Wattflächen und nur für kurze Zeit frei. Entsprechend groß ist jetzt dort das Gedränge hungriger Vögel. Ersatzweise suchen viele auch auf den Deichen oder an den Spülsäumen nach Nahrung. Schließlich müssen sie sich eigentlich Fettreserven für den anstehenden Flug in ihre arktischen Brutgebiete anfuttern.

Viele heimische Küstenvögel wie Rotschenkel oder Sandregenpfeifer haben mit den Hochwassern ihre Gelege verloren. Insbesondere die Weibchen brauchen jetzt viel Nahrung, denn sie müssen jetzt in wenigen Tagen neue Eier produzieren. Immerhin ist es jetzt noch so früh, dass Jungvögel aus diesen Ersatzgelegen noch rechtzeitig Ende Juni oder Anfang Juli flügge werden könnten.

Auch Freiwilligen-Teams der Schutzstation Wattenmeer müssen ihre Arbeit an das Wetter anpassen. Eigentlich sollten sie ab morgen wieder Rotschenkel, Austernfischer, Säbelschnäbler, Lachmöwen und andere typische Brutvögel zählen. Stattdessen setzte Biologe Benjamin Gnep heute früh für die Freiwilligen eine Hochwasserkontrolle der Gebiete ihrer Brutvogelkartierung an, um erst einmal einen Überblick zu erhalten, wie viele Flächen überspült wurden. Entsprechend werden dann die Zählungen angepasst.

Mehr über den Nahrungsreichtum des Wattenmeers und die besondere Rolle, die es als Knotenpunkt im Vogelzug zwischen Afrika und Arktis spielt, erfährt man z. B. bei unseren Wattwanderungen, die wir auf einigen Stationen wieder anbieten können.
Die Termine stehen hier im Veranstaltungskalender.

Freiwillige blickt mit Fernglas über den Deich
Freiwillige Johanna Mareth war heute früh mit dem Rad am Deich vor St. Peter-Ording unterwegs, um hier beim Hochwasser die Brutgebiete zu kontrollieren.
Freiwillige an überspülten Salzwiesen
Normalerweise wären hier vor dem Deich Salzwiesen und dahinter die Sandbank zu sehen. Heute waren sie weitgehend überspült.
Der Leuchtturm Westerhever im weitgehend überfluteten Vorland.
Das Team in Westerhever musste zur Gebietskontrolle an der Station am Turm bleiben, denn mit den meisten Salzwiesen war auch der Weg zum Deich überflutet.
Schiff bei hohem Wasserstand im Tümlauer Hafen.
Im Tümlauer Hafen lag das Küstenschutz-Schiff "Hooge" ziemlich hoch an den Dalben. Die Tümlauer Bucht war fast vollständig überspült.
Vogelschwarm über dem Wasser, im Hintergrund Hallig Süderoog.
In der Salzgischt des Frühjahrssturms war die Hallig Süderoog kaum am Horizont zu erkennen. Dafür hielten sich vor Westerhever viele Vögel auf, die sonst auf der Hallig rasten, jetzt aber vor dem dortigen Landunter an das Festland ausweichen mussten.
Viele Vögel dichtgedrängt an der Wasserkante. Dahinter weitere bei der Nahrungssuche.
Dicht an dicht saßen im rostbraunen Brutkleid Knutts und Pfuhlschnepfen nah am Wasser und versuchten, sich gegenseitig Windschutz zu geben. Die hungrigsten schwärmten hingegen auf dem Deich aus, um Würmer und andere Nahrung zu suchen. Allerdings ist auf dem Deich viel weniger zu holen als auf dem Watt.
Nest des Sandregenpfeifers nah am Watt
Viele heimische Brutvögel haben ihre Gelege verloren. Hier ein typisches Nest des Sandregenpfeifers am vergangenen Sonntag.
Nest mit vier Eiern
Die vier Eier waren lediglich mit einigen Muschelschalen gegen Kälte und Nässe des Bodens isoliert.
Leere Nestmulde
Die selbe Stelle heute nach dem Morgenhochwasser: Die Eier sind fortgespült. Dafür haben die Wellen viel neue Muschelschalen auf die Salzwiese getragen.
Alpenstrandläufer fressen auf dem Watt.
Sofort mit dem Einsetzen der Ebbe zog es die ersten Vögel vom Deich auf das nahrungsreiche Watt. Denn bei dem kalten Wind müssen diese Alpenstrandläufer ebenso wie die anderen Vögel schon viel fressen, um nicht auszukühlen. Eigentlich sollen sie aber Reserven für den Zug nach Norden bilden. Heimische Arten wie die Sandregenpfeifer müssen hingegen Kräfte sammeln, um möglichst schnell Ersatzgelege zu produzieren.