Geburtstagskerzen fürs Weltnaturerbe?

Paraffinfunde im Wattenmeer

Kaum waren die Jubel-Rufe verklungen, bescherte der verantwortungslose und bisher unbekannte Kapitän eines Chemikalientankers dem neu geborenen Weltnaturerbe Wattenmeer Geburtstagskerzen der besonderen Art. Um seine Tanks für die nächste Fuhre zu reinigen und die Entsorgungskosten zu sparen, pumpte er den Inhalt kurzerhand in das Wattenmeer.

 

Mehrere Kubikmeter Paraffin-Klumpen wurden von Mitte bis Ende Juli 2009 an die Strände der Nordseeinseln Sylt, Föhr und Amrum geschwemmt. Paraffin wird hauptsächlich aus Erdöl gewonnen und ist bei Zimmertemperatur fest. Nach Aussage des Kieler Umweltministeriums habe grundsätzlich keine "Gefahr für das Ökosystem oder eine Gesundheitsgefahr bestanden." Trotzdem bleiben die Gemeinden auf den Kosten für die Reinigung der Strände sitzen. Nach dem Marpol-Abkommen, einer internationalen Vereinbarung zur Verhinderung von Meeresverschmutzung, ist das Einleiten von Paraffin sogar erlaubt. Dieses muss mindestens 50 Seemeilen vor der Küste geschehen. Der Chemikalientanker hat diese Entfernung aber deutlich unterschritten, so dass die Aktion selbst nach den derzeit geltenden, laschen, gesetzlichen Bestimmungen illegal war.

 

Die Schutzstation Wattenmeer dokumentiert die besonders in den Wintermonaten auftretenden Verschmutzungen mit Paraffin seit vielen Jahren. Die Menge des jetzt angeschwemmten Paraffins übertrifft die Funde der letzten Jahre um ein Vielfaches. Die Schutzstation Wattenmeer fordert den Gesetzgeber auf, die Einleitung von Paraffin in die Nordsee endlich zu verbieten. Gleichzeitig müssten die Reedereien vorhandene Entsorgungseinrichtungen in den Häfen nutzen.

 

Beim nächsten Mal handelt es sich nämlich womöglich nicht um den Kerzengrundstoff Paraffin sondern um Rohöl oder andere Chemikalien mit den bekannten schwerwiegenden Folgen für die Vogelwelt im Wattenmeer.