Gelangt Seehundseuche auch in das Wattenmeer?
Bis zum 7.Juni sind im Kattegat etwa 300 Seehunde gestorben. Nach holländischen Forschern bestätigte jetzt auch das dänische Veterinärinstitut, dass einige von ihnen vom Seehundstaupevirus befallen waren. Dieses war 1988 in Ost- und Nordsee für den Tod von etwa 22000 Tieren verantwortlich.
Naturschützer befürchten nun, dass das Virus, wie schon vor 14 Jahren, schnell auch in das Wattenmeer gelangt. Wie Krankheitserreger rasch über weite Strecken transportiert werden könnten, zeigen kürzlich veröffentlichte Forschungsergebnisse des Fischerei- und Seefahrtsmuseums Esbjerg (http://www.fimus.dk/saeltael.html). Mit Satellitensendern markierte Seehunde legten in wenigen Tagen hunderte Kilometer zurück. Ein Tier wurde innerhalb weniger Wochen sowohl vor dem Limfjord im Norden Dänemarks als auch im nordfriesischen Wattenmeer und vor Helgoland festgestellt.
Die Folgen einer neuerlichen Epidemie der Seehundstaupe im Wattenmeer sind schwer abzuschätzen. Zur Zeit leben im Wattenmeer etwa 20.000 Seehunde, davon 7500 vor Schleswig-Holstein. 1988 starb mit über 5000 Tieren etwa die Hälfte des Seehundbestandes vor unseren Küsten. Damals war allerdings der allgemeine Gesundheitszustand der Tiere schlechter. So wurden Mitte der 80er Jahre, im Gegensatz zu heute, häufig Tiere mit offenen Geschwüren beobachtet. Heute besteht die Hoffnung, dass nur ein kleiner Teil der Population einer Epidemie zum Opfer fallen würde.
Die Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer unternehmen zur Zeit auf den Inseln und Halligen sowie am Festland verstärkt Kontrollgänge, um tote Tiere frühzeitig zu finden und ihren zügigen Abtransport zu gewährleisten. Glücklicherweise wurden sie bislang noch nicht fündig.