Häufigere Sommer-Hochwasser

Verluste bei Nestern und Jungvögeln

In der derzeitigen Westwindlage laufen die Fluten am Wattenmeer oft höher als normal auf. Fallen, wie am vorigen Sonntag, Wind und etwa die Neumond-Springtide zusammen, können Wasserstände von über einem Meter über dem Mittleren Hochwasser zustande kommen. 

Für die Brutvögel in den Salzwiesen oder auf Sandbänken bringen diese Fluten große Verluste an Eiern oder Jungvögeln mit sich. Zwar können die Küstenvögel solche Verluste im Prinzip  durch Nachgelege ausgleichen. Da Regenpfeifer knapp 20 Jahre alt werden können oder Austernfischer sogar über 40, müssen sie auch nicht unbedingt jedes Jahr erfolgreich Nachwuchs großziehen. Jedoch nimmt der Druck auf diese Arten stark zu. Am Festland haben Füchse nach der Immunisierung gegen die Tollwut viel höhere Bestände als etwa vor 40 Jahren. Hinzu kommen eingeschleppte Arten wie Marderhund oder Mink. Auf den Halligen sind die ebenfalls eingeschleppten Wanderratten ein Problem. Zugleich werden kleine Sommerfluten, die die Salzwiesen und Sandbänke überspülen, offenbar in Folge der Klimakrise statistisch häufiger. Die Bodenbrüter haben mit diesen "Kükenfluten" zunehmende Schwierigkeiten, so dass ihre Bestände wegen zu geringer Nachwuchsrate sinken.

Die Schutzstation Wattenmeer dokumentiert mit der jährlichen Brutvogelkartierung nicht nur die Bestandsentwicklung der Vögel, sondern arbeitet in verschiedenen Projekten auch Lösungsmöglichkeiten. Immerhin scheinen auf Hooge, wo die Flut am vorigen Sonntag den Sommerdeich nicht überwinden konnte, unsere Maßnahmen zur Reduzierung der Wanderratten inzwischen zu greifen. Dort hoffen wir auf ein deutlich besseres Brutjahr als in den Vorjahren oder auf den jetzt überfluteten Flächen.

 

Schlüpfende Zwergseeschwalben
Anfang Juni schlüpfen Jungvögel überall im und am Nationalpark. Hier hatten gerade Zwergseeschwalben die knapp vierwöchige Brutzeit überstanden.
Blick in Brutkolonie
Auf dem "Lüttjap", einer hohen Muschelsandfläche am Rande der Hallig Hooge, dokumentierten automatische Kameras das Geschehen. Zwergseeschwalben und Austernfischer brüteten hier dicht nebeneinander.
Überflutung der Sandbank
Die selbe Kamera zeichnete am vorigen Sonntag leider auch auf, wie die Sandbank komplett überspült wurde. Die Gelege und kleinen Jungvögel hatten in den Wellen keine Chance. Immerhin blieb die Halligfläche innerhalb des Hooger Sommerdeichs vom Wasser verschont.
Wellen überspülen die Steinkante
Auf Langeneß schlugen die Wellen hingegen über flachere Bereiche der Steinkante und überfluteten das sogenannte "Ridd". Hinten rechts sind klein fliegende Küstenseeschwalben zu erkennen, die dort ihre Brutplätze hatten.
Überschwemmte Halligflächen
Letztlich standen neben dem östlichen Vorland auch mehrere Hektar der Halligfläche innerhalb des Sommerdeichs unter Wasser.
Umgekipptes Brutgebietsschild
Auch dieses Brutgebiet vor St. Peter-Ording war von der Flut komplett überspült worden.
Leeres Nest auf nassem Sand
Auf dem Japsand westlich von Hooge hatte es u. a. dieses Nest eines Austernfischers getroffen. Nach der Flut war nur noch die leere Mulde erkennbar.
Leeres Ei im Spülsaum
Auf Föhr waren etwa Eier von Küstenseeschwalben in den Spülsaum getrieben, wo sie von hungrigen Möwen, Krähe oder Ratten geleert wurden.
Elektrozaun an Strandinsel
Vor St. Peter-Böhl warfen Wellen und Treibsel sogar Teile des dortigen Elektrozaunes zum Schutz eines Brutgebiets vor Füchsen und Marderhunden um.
Spülsaum nah an Austernfischer-Nest
Glück hatten die Austernfischer dieses Nests. Wasser und Spülsaum kamen bis auf einen halben Meter an das Gelege heran, verschonten aber die Eier.
Toter Basstölpel im Spülsaum
Der länger anhaltende kräftige Westwind machte offenbar auch Hochseevögeln zu schaffen. Dieser Basstölpel wurde vor St. Peter-Ording angespült.
Grüne Seetonne an der Salzwiese
Wind und Wellen hatten auch diese Fahrwassertonne losgerissen, die an einer Badestelle vor Eiderstedt landete. Hier liegt sie schon wieder zum Abtransport bereit.