Hand in Hand, wenn Wal am Strand
Toter Buckelwal vor St. Peter-Ording angespült
“Da könnte etwas kommen”, hieß es gestern am Strand von St. Peter-Ording. Denn etwa einen Kilometer auf See trieb etwas Schwarz-Weißes. Der erste Gedanke, es könne ein herrenloser Kiteschirm sein, hatte nicht allzu lange Bestand. Zu ruhig lag das Mysterium im Wasser und trieb mit den Gezeitenströmen. Eher wäre es ein Wal.
Heute Vormittag lag tatsächlich ein etwa 10 Meter langer schwarz-weißer Wal südlich der Badestelle Bad am Strand. Erste Mutmaßungen galten einem Zwergwal. Auflaufendes Wasser verhinderte jedoch die genauere Diagnose. Vorerst beschränkten sich die Teams von Nationalparkverwaltung, Schutzstation Wattenmeer und Tourismuszentrale sowie der Seehundjäger darauf, den durch die Verwesung schon stark riechenden Wal in einigem Abstand abzusperren und die Beschilderung später dem ablaufendem Wasser anzupassen. Anders als der Pottwal auf Sylt vor einigen Wochen, war dieser Kadaver noch nicht aufgerissen. Unter Umständen hätten jetzt durch das Liegen auf dem Strand Faulgase die dicke Speckschicht aufplatzen lassen können. Danach war Zeit, die Fragen interessierter Gäste am Strand zu beantworten.
Die Ebbe gab dann eindeutig einen männlichen Buckelwal frei. Zur Seeseite waren klar die einzigartig langen Brustflossen zu erkennen und oben am Kopf die typischen kleinen Buckel. Diese enthalten jeweils die Wurzel eines Sinneshaares.
Dieses Tier ist bereits der zweite Buckelwal, der dieses Jahr im deutschen Wattenmeer antrieb. Am 20. Februar war ein deutlich besser erhaltenes Tier auf der abgelegenen Minsener Oldeoog an der Außenjade angespült und bewusst seinem Schicksal überlassen worden. Eine Seite des Nationalparks zeigt, wie der Kadaver in kurzer Zeit insbesondere von Möwen zerlegt wurde.
Da das Tier vor St. Peter-Ording an einem viel besuchten Badestrand ankam, wurde hier jedoch beschlossen, es zügig zur Tierkörperverwertung nach Jagel zu transportieren. Zwei Bagger bewegten es in einen Container, der inzwischen auf dem Weg dorthin ist. Zuvor wurden noch erste Proben für wissenschaftliche Auswertungen genommen. Weitere Untersuchungen nimmt das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) aus Büsum noch später vor.
Sichtungen von lebenden und toten Walen werden im gesamten Wattenmeer im Strandfunde-Internetportal BeachExplorer.org dokumentiert. Hier sind neben Buckelwalen etwa auch die Meldungen von Orcas, Pott- oder Zwergwalen erfasst.