Kegelrobben bei Hörnum nach Bewachung wohlauf

Ein Aufatmen ging Mitte der Woche durch die Belegschaft der Schutzstation Wattenmeer in Hörnum. Nach einer siebentägigen Dauerbewachung bei Wind und Wetter von zeitweise zwei Kegelrobbenbabies am Hörnumer Strand können sich die Mitarbeiter nun wieder ihren Arbeiten in der Station widmen.

Die Jungtiere waren nach einer windigen Hochwasserlage aus ihrer rund fünf Meilen entfernten, winterlichen "Kinderstube Jungnahmensand", an den Sylter Strand gespült worden. "Wenn die jungen Robben dann von Strandspaziergängern gemeldet, oder bei unseren morgendlichen Kontrollgängen entdeckt werden, richten wir eine "flexible Ruhezone" ein, die sofort nach dem Verschwinden des Tieres wieder aufgehoben wird", berichtet Stationsleiter Lothar Koch.

Damit geben wir den Tieren die Möglichkeit sich nach ihren oft turbulenten und stürmischen "Ausflügen" im eiskalten Wasser, in Ruhe von den Strapazen zu erholen. So eine Ruhezone umfasst möglichst einen rund 200 m großen, zum Meer hin offenen Halbkreis, der von freilaufenden Hunden und Spaziergängern freigehalten wird. Zu diesem Zweck sind in der Regel zwei Mitarbeiter nötig, die rechts und links des Liegeplatzes Spaziergänger informieren und darum bitten einen entsprechenden Bogen um das jeweilige Jungtier zu machen. Die Passanten sind oft begeistert von diesem "Service", auch weil sie die Gelegenheit haben die Tiere durch bereitgestellte Ferngläser besonders gut zu betrachten und gleichzeitig eine umfassende Information zur Biologie der Kegelrobben erhalten.

Besonders bei Langzeitbewachungen, die sich über mehrere Tage hinziehen, wundern sich viele Spaziergänger, warum die Naturschützer den "weißen Heuler" nicht längst in eine Aufzuchtstation gebracht haben. Biologe Koch weiß aus seiner zwölfjährigen Erfahrung mit den Kegelrobben am Sylter Strand Antwort: "Der Eingriff des Menschen in dieses Naturgeschehen ist nur erforderlich, wenn Jungrobben offensichtlich krank sind und leiden. Dies ist bei den Kegelrobben äußerst selten der Fall. Oft handelt es sich sogar um Jungtiere, die bereits vom Muttertier abgestillt wurden und von Natur aus nun allein zurecht kommen müssen. Nach der Auflösung der Mutter-Kindbindung tritt dann oftmals eine natürliche Abmagerungsphase ein, bis das Jungtier selbst so hungrig geworden ist, dass es beginnt sich selbst zu ernähren." Wie auch vergangene Woche in Hörnum, kann es bei Kegelrobben tagelang dauern, bis sie sich vor Hunger zum Fischen ins kalte Wasser zurückbegeben- aber dieser Schritt ist eben für das "Erwachsenwerden" der Tiere notwendig. Nicht notwendig sind jedoch Stressituationen am Strand, die den Tieren die lebensnotwendige Ruhe rauben. Bei jeder Annäherung von Mensch und Hund geht die Herzschlagrate der Jungtiere steil in die Höhe. Was für uns Menschen gilt, gilt auch fürs Tier: Stress bedeutet Energieverlust und geschwächtes Immunsystem. Darum bitte stets Abstand von Robben halten.