Laichzeit und Jungtiere

Alles dreht sich um Nachwuchs

Egal ob Vögel, Fische oder Würmer - im und am Nationalpark Wattenmeer kann man zurzeit manch überraschende, teilweise spektakuläre Beobachtung rund um die Fortpflanzung verschiedenster Tiere machen.

Schon früh im März tauchten auf dem Watt erbsengroße bunte Kugeln auf. Es sind Laichballen einiger Würmer. Eher bräunlich sind sie von Kiemenringel- und Kotpillenwurm. Etwas später kamen auch die grünen des Blattwurms hinzu. 
In brackigen Salzwiesen oder in Dünentümpeln hört man schon seit Wochen die leisen Rufe balzender Erdkröten oder Moorfrösche. Inzwischen kommen auch die hunderte Meter weit schallenden Konzerte der Kreuzkröten hinzu. Manchmal hocken sie im Bann der Hormone nicht nur paarweise übereinander, sondern auch mal im Quartett. An einigen Stellen findet man als Ergebnis schon die typischen Laichschnüre der Kreuzkröten. 
Ziemlich aus dem Rahmen fällt die Paarung der grünen Meerringelwürmer. Sie sind mit bis zu 40 Zentimetern Länge die größten Würmer im Watt. Da sie aber tagsüber im Boden sind, sieht man sie kaum. Sobald jedoch das Wasser über sechs Grad warm ist, steigen die Männchen in der nächsten Voll- oder Neumondnacht gemeinsam ins Wasser auf und geben massenhaft ihre Spermien ab. Hierbei sterben sie meist ab und können dann in den folgenden Tagen an die Strände gespült werden. Jetzt war anscheinend der Vollmond am Gründonnerstag der Stichtag. Denn danach trieben etwa auf Sylt oder Amrum manche Tiere an den Strand.

Schon weiter sind einige Vögel. Graugänse haben bereits Mitte März mit der Brut begonnen. Inzwischen kann man erste Familien mit Jungen am und im Nationalpark beobachten. 
Und für manche jungen Fische beginnt im Watt bereits die Zeit des Wachstums. Junge Schollen, die seit dem Herbst als Larven im Wasser der Nordsee schwammen, gehen jetzt zum Bodenleben über und wachsen im Watt schnell heran. Beute sind bald auch Garnelen, die ebenfalls jetzt noch ziemlich klein durch die Priele huschen.

Mehr über interessante Fortpflanzungszyklen im Weltnaturerbe Wattenmeer erfährt man bei den Wattwanderungen und anderen Veranstaltungen, die unsere Freiwilligen überall anbieten. Die Termine stehen hier im Gesamtkalender sowie auf den Seiten der einzelnen Stationen
Aktuelle Beobachtungen der genannten Tiere findet man auch im Strandfunde-Internetportal BeachExplorer.org. Dort kann man auch eigene Funde melden und so für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung stellen.

 

 

Brauner und grüne kugelförmige Laichballen
Zurzeit findet man erbsengroße Laichballen verschiedener Würmer auf dem Wattboden.
Weibliche Erdkröte trägt kleineres Männchen
Besonders früh starteten die Erdkröten ihr Laichgeschäft. Die größeren Weibchen tragen oft die kleineren Männchen.
Kreuzkröten auf der Hand
Jetzt sind auch die Kreuzkröten aktiv. Sie sind gut erkennbar am schmalen gelblichen Rückenstreifen.
Knäuel von vier Kreuzkröten
Die Weibchen sind heiß begehrt. Hier bedrängen offenbar drei Männchen das selbe Tier.
Laichschnüre der Kreuzkröte
Vorgestern konnten unsere Freiwilligen schon die ersten typischen Laichschnüre finden.
Meerringelwurm im Flachwasser
Über Ostern trieben diese auffälligen großen Würmer mancherorts im Flachwasser. Es waren meist leblose Grüne Meerringelwürmer.
Meerringelwurm auf Hand
Die Tiere können außergewöhnlich groß werden. Es kosten schon Überwindung, sie auf die Hand zu nehmen.
Toter Meerringelwurm im Sand
Mit dem Laichen geht ihr Leben allerdings zu Ende.
Zerbrochenes Ei der Graugans im Gras
Schon seit Mitte März brüten Graugänse im Nationalpark. Hier hatte ein Paar wohl Pech und hat zumindest ein Ei verloren.
Graugansfamilie am Ufer eines Teichs
Es sind aber auch schon Familien mit ihren wenige Tage alten Jungen unterwegs, diese heute in St. Peter-Ording.
Kleine Scholle und Garnelen in Plastikschale
Deutlich älter, aber ebenfalls noch ziemlich klein sind diese kleine Scholle oder die Garnelen, die gestern vor Eiderstedt im Kescher zu finden waren. Sie ziehen jetzt ins Wattenmeer, um hier schnell zu wachsen.