Massentötung von Gänsen zur Verhinderung von Fraßschäden

Niederländische Provinzregierung will 6.000 Wildgänse auch in Vogelschutzgebieten töten lassen

Deutsche Gänseleberpastete aus 3.000 holländischen Wildgänsen. Das ist nach einem Bericht der niederländischen Zeitung "Leeuwarder Courant" das Ergebnis einer bespiellosen, durch die Provinzregierung Noord-Holland veranlassten Fang- und Tötungsaktion in den vergangenen Wochen auf der Nordseeinsel Texel.

 

Mitarbeiter einer darauf spezialisierten Firma fingen nach Beobachtungen der Tierschutzvereinigung Faunabescherming und des Komitees gegen den Vogelmord Tausende Wildgänse. Die Tiere wurden mit Kohlendioxid getötet; die Kadaver sollen anschließend nach Deutschland verkauft worden sein.

 

Das Töten der Gänse soll nicht der Bereicherung des Speiseplans deutscher Feinschmecker dienen. Die Behörden wollen damit verhindern, dass sich die Urform der Hausgans auf der holländischen Wattenmeerinsel an landwirtschaftlichen Kulturen gütlich tut. Graugänse sollen auf der Insel Texel sogenannte Fraßschäden an landwirtschaftlichen Kulturen in Höhe von 90.000 Euro im Jahr 2007 verursacht haben, eine Zahl die von niederländischen Experten bezweifelt wird. So sollen im letzten Jahr die gesamten Fraßschäden durch Gänse in Holland 87.000 Euro und auf der Insel Texel lediglich ein Fünftel davon betragen.

 

Wenn es nach der Provinzregierung Noord-Holland geht, werden die Tötungen fortgesetzt. Weitere 3.000 Wildgänse sollen noch in diesem Sommer durch Kohlendioxid vergast werden. Eine nach holländischem Jagdrecht illegale Aktion, das eine Tötung von Wildtieren durch Gas verbietet. Die Schutzstation Wattenmeer wendet sich entschieden gegen die Praktiken auf Texel und unterstützt die Internet-Kampagne des Komitees gegen den Vogelmord.

 

Unter www.komitee.de können direkte Eingaben an das holländische Justizministerium ausgefüllt werden.

 

Auch an der deutschen Wattenmeerküste gibt es immer wieder Diskussionen über Fraßschäden, die Gänse auf landwirtschaftlichen Flächen verursachen. So wurden an der Nordsee durch Flüssiggas betriebene Knallkanonen installiert, die Tag und Nacht Gänse von den Flächen vertreiben sollten und zu juristischen Auseinandersetzungen mit den genervten Nachbarn geführt haben.

 

Veränderungen in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsweise sind ein Grund für die Fraßschäden. Mit einem Acker lässt sich deutlich mehr Geld als mit einer Weide verdienen, so dass Landwirte Grünland unterpflügen und beispielsweise Mais anbauen. Die Gänse weichen dankbar auf das frisch gekeimte Ackergrün aus.

 

Auf der Halbinsel Eiderstedt hat der Anteil des Dauer-Grünlands an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche in den letzten sieben Jahren um circa sechs Prozent abgenommen. Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat im Mai quasi die Notbremse gezogen und per Verordnung einstweilig untersagt, dass weiteres Grün- in Ackerland umgewandelt wird. Zwar wurde die Maßnahme wohl nur durch die drohende Klage die Europäische Kommission veranlasst, geht aber in die richtige Richtung, weil Feuchtgrünländer auch wichtige Brutplätze für Trauerseeschwalben und bedrohte Wiesenvögel wie die Uferschnepfen darstellen.