Meeresschutzgebiete in Bundesgewässern gefordert

Gemeinsame Pressemitteilung von WWF und Schutzstation Wattenmeer

Bundesumweltminister Trittin soll Schweinswal-Schutzgebiete auf dem Meer ausweisen

Der WWF und die Schutzstation Wattenmeer fordern Bundesumweltminister Jürgen Trittin auf, mit der Ausweisung von Schutzgebieten in deutschen Gewässern vor der eigenen Küste einen konkreten Beitrag zum Schutz der bedrohten Schweinswale zu leisten. Schleswig-Holstein war hier vorangegangen und hatte seinerseits vor fast drei Jahren ein Walschutzgebiet vor Sylt ausgewiesen. Doch in den Bundesgewässern jenseits der schleswig-holsteinischen Landesgrenzen sind die Kleinwale mit ihren Jungtieren immer noch völlig ungeschützt. Die Grenze zwischen Land und Bund auf dem Meer liegt bei 12 Seemeilen, also etwa 22 Kilometer vor der Küste.

"Kleinwale kennen keine Landesgrenzen," sagte Lothar Koch, Sprecher der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt. "In den Bundesgewässern benötigen die Schweinswale den Schutz genauso wie in Schleswig-Holstein - Minister Trittin soll jetzt handeln und aktiver "Walhelfer" werden!"

Mit Protestkarten die in "Walurnen" gesteckt werden können, werben die beiden Verbände derzeit auf den Urlaubsinseln für einen vorsorglichen Schutz der kleinen Nordseewale an der Deutschen Küste.

"Der Bund muss endlich "vor der eigenen Haustür" seiner Verantwortung für die kleinen Nordseewale nachkommen", forderte Heike Vesper vom WWF.

Mit dem neuen Bundesnaturschutzgesetz aus diesem Jahr hat sich die Bundesregierung darüber hinaus auch konkret verpflichtet, schützenswerte Meeresgebiete jenseits der 12-Seemeilengrenze bei der Europäischen Kommission anzumelden.

Die Notwendigkeit das schleswig-holsteinische Walschutzgebiet in die weiter westlich gelegenen Nord-seebereiche zu erweitern wurde erst kürzlich durch aktuelle Forschungsarbeiten untermauert. Nach Erkenntnissen der Walforschung gibt es nur wenige Gebiete in der ganzen Nordsee, wo so viele Schweinswale jedes Jahr ihre Jungen bekommen, wie vor der Küste Schleswig-Holsteins. Nun konnten Wissenschaftler die Vermutung bestätigen, dass sich dies auch jenseits der Landesgrenze noch fortsetzt. Pro Quadratkilometer Meeresfläche wurden bis zu vier Schweinswale mit einem Kälberanteil von bis zu 27 % registriert. Und das ist für eine bedrohte Meeressäugetierart schon eine ganze Menge.

Die europäischen Naturschutzrichtlinien messen dem europaweit bedrohten Schweinswal einen hohen Rang zu und schreiben den Mitgliedsstaaten vor, die wichtigsten Vorkommensgebiete als Schutzgebiet zu melden. Darüber hinaus müssen sie schon jetzt sicherstellen, dass es dort nicht zu einer Ver-schlechterung der Lebensbedingungen für die Schweinswale kommt. In diesem Zusammenhang wei-sen die Verbände neben der Bedrohung aus der Fischerei auch auf die aktuelle Entwicklung der Offs-hore-Windenergie hin. DurchVermeidung der zu erwartenden Schutzgebiete und durch technische Maßnahmen zur Lärmvermeidung müssen hier Nachteile für Kleinwale verhindert werden.