Mikroplastikdetektive

Wieviel Plastik ist im Sand am Strand?

Kaum ist das Wasser nach der letzten Sturmflut zurückgegangen, präsentiert sich der Spülsaum am Sylter Strandübergang Möskental wie überall an der Küste voller Seile, Verpackungen und sonstigem Plastikmüll. Bei Windstille sind die Freiwilligen der Schutzstation Wattenmeer an diesem sonnigen Februarmorgen aber dem unsichtbaren Plastikmüll auf der Spur. An 20 Stellen tragen sie dazu vorsichtig den Oberboden ab und schicken ihn in Döschen verpackt zur Analyse ins Alfred Wegner Institut (AWI). Neben Sylt geschieht das an den vier weiteren Schutzstationen Föhr, Amrum, St. Peter-Ording und Westerhever.

„Wir sind auf der Suche nach Mikro- und Mesoplastik, Kunststoffteilchen, zu denen Müll mit der Zeit im Wasser zerfällt“, berichtet Angela Schmidt, Schutzstation-Biologin auf der Insel. Kleiner als 25 Millimeter sind die Partikel, die nach weiterem Zerfall auch von Würmern, Muscheln und Schnecken aufgenommen werden können. Als Mikroplastikdetektive helfen die Freiwilligen mit, das Ausmaß dieser Verschmutzungen für das neue gleichnamige AWI-Projekt zu ermitteln. Erstmals erheben die Lister Forscher vergleichbare Daten zur Mikroplastik-Verschmutzung an den deutschen Küsten.

Wie wichtig solche Erkenntnisse sind, zeigen Laborexperimente mit Wattwürmern in Großbritannien. Die Aufnahme von Mikroplastik führte zu einer starke Abnahme der Fitness und Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere. Die möglichen Folgen sind immens, da Würmer zusammen mit Filtrierern wie Muscheln eine Schlüsselrolle als Nahrungsquelle im Ökosystem Wattenmeer spielen.

Die Umweltschützer auf Sylt warten jedenfalls schon sehr gespannt auf die Analyse ihrer Proben: „Vielleicht sonnen wir uns am weißen Sylter Strand bereits auf mehr Mikroplastik als wir denken“, sagt Schmidt. Studien an anderen Stränden brachten teilweise sehr hohe Kunststoffbelastungen zu Tage.

Meeresmüll und Mikroplastik sind auch Thema der Strand- und Spülsaumwanderungen, die unsere Freiwilligen an vielen Orten anbieten sowie bei einigen Workshops in den Ausstellungen. Die Termine stehen im Gesamtkalender und auf den Seiten der einzelnen Stationen.

Zwei Freiwillige mit Gerätekiste am Strand
Tabea und Amelie hatten auf Sylt einen sonnigen Tag zur Probennahme.
Maßband liegt quer über den Strand
Mit dem Maßband werden in regelmäßigen Abständen die Messpunkte festgelegt.
Freiwillige füllen Sand in Blechkiste
Die Sandproben werden in kleinen Metallboxen zur weiteren Untersuchung geschickt.
Viele Plastikpellets in einer Hand
Mikroplastik wird leicht übersehen. Es besteht nicht nur aus Bruchstücken größerer Kunststoffteile, sondern z. B. auch aus solchen Pellets zur Produktion von Plastikgegenständen.
Zwei Freiwillige zeigen froh die Geräte
Auf Föhr waren Emily und Sophia mit ihrer Arbeit offenbar ganz zufrieden.