Mini-Kakteen und Halligstörche

Frühlingsbeginn an der Nordsee

Menschen, die mit heftigen Niesattacken auf Birkenpollen in der Luft reagieren, bemerken derzeit, dass die Natur im Binnenland auf Frühling geschaltet hat. Auch im Nationalpark Wattenmeer beginnen die ersten Pflanzen zu sprießen und trotz der kalten Witterung der letzten Wochen fangen die Vögel an zu brüten.

“Wir haben keine jahreszeitliche Verzögerung bei der Entwicklung der Wattenmeer-Pflanzen festgestellt“, sagt Biologe Christof Goetze von der Schutzstation Wattenmeer. „Wattwanderer, die ganz genau hinschauen, können jetzt überall die ersten Queller-Keimlinge im Schlick entdecken“, so Goetze weiter. Die kleinen Pflanzen wachsen schnell zu den bekannten Mini-Kakteen heran. Im Laufe seines kurzen Sommerlebens wird der Queller den Wassergehalt in den Zellen erhöhen, um das aufgenommene störende Meersalz zu verdünnen. Diesem Aufquellen der Sproßabschnitte verdankt die Pionierpflanze des Watts ihren Namen.

Auch die Vogelwelt hat bereits für Nachwuchs gesorgt. Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer, die seit Mitte April die Brutvögel im Nationalpark Wattenmeer erfassen, berichten von Graugänsen, die mit jungen Gösseln auf den Halligwiesen unterwegs sind.

Noch nicht ganz soweit ist es bei den auffälligsten Vögeln des Wattenmeeres: „Die Austernfischer haben gerade ihre Nestmulden bezogen“, sagt Biologin Ilka Hoppe, die auf Hallig Langeness ihre wissenschaftliche Abschlussarbeit dem Mini-Storch gewidmet hat. Der Vogel mit dem signalroten Schnabel ist für seine Treue gegenüber Partner und Brutplatz bekannt. „Mehr als 30 Jahre kehren sie immer wieder an die gleichen Stellen zurück, um ihre Jungen großzuziehen“, berichtet Hoppe. Leider halten sich die Austernfischer bei der Wahl ihrer Nistplätze nicht immer an die von den Schutzstation-Mitarbeitern gekennzeichneten Bereiche. Die Biologin hat deshalb an alle Spaziergänger im Nationalpark ein Anliegen: „Bitte achten Sie jetzt bei Ihren Wanderungen besonders auf bodenbrütende Vögel.“

Austernfischerfamilie auf Nahrungssuche zwischen Quellerresten aus dem Vorjahr