Ölverschmutzung: Schutzstation fordert Gesamtkonzept gegen Ölgefahren

Dänemark soll hart gegen Öl-Plattformbetreiber durchgreifen

Die Schutzstation Wattenmeer appelliert an das Nachbarland Dänemark, seine Ölplattformbetreiber in der Nordsee schärfer zu kontrollieren, und für höchste Umweltschutz-Auflagen zu sorgen.

An Schleswig-Holsteins Umweltminister richtet die Naturschutzgesellschaft die Forderung, das Interesse der Westküste an ölfreien Badestränden und intakter Nordseenatur mit Nachdruck gegenüber seinem dänischen Amtskollegen zu vertreten und sich gemeinsam mit dem Bundesumweltminister Trittin für ein umfassendes Gesamtkonzept gegen Ölverschmutzungen in der Deutschen Bucht stark zu machen.

Mit fünf Tagen Verspätung erfuhren deutsche Behörden und hiesige Naturschutzverbände, dass bereits am 7. Mai, rund 300 km nordwestlich von Sylt, zwei Millionen Liter Rohöl aus einer dänischen Öl-Förderplattform ausgetreten waren (Vergleich: Bei der Pallas- Havarie traten 1998/99 rund 80 000 Liter aus und sorgten für ca. 16000-20000 Vogelopfer).

"Es ist ein Skandal", so Lothar Koch, Sprecher der Schutzstation Wattenmeer, "dass bei Ölaustritten dieser Größenordnung Ölfirmen nicht unverzüglich Regierung und Öffentlichkeit informieren." Offensichtlich wusste die dänische Regierung selbst mehrere Tage nichts von der Umweltverschmutzung, denn die amtlichen dänischen Stellen haben sich verpflichtet, Störfälle dieser Art sofort an ihre Nachbarländer weiterzumelden.

Vor allem dem stetigen Wind aus südöstlichen Richtungen ist es zu verdanken, dass die schleswig-holsteinische und jütländische Küste von der drastischen Ölverschmutzung diesmal verschont blieb. Nach amtlichen Angaben soll das Rohöl von der Küste weg auf die offene See hinaus driften. "Der aktuelle Störfall macht deutlich, dass Vorsorgepolitik für die Küstensicherheit kein Stückwerk bleiben darf. Allein die Stationierung von leistungsfähigen Hochseeschleppern, um Havarien zu verhindern, reicht ebensowenig aus, um der Ölgefahr beizukommen, wie die seit langem geforderte Zwangs-Ölentsorgung von Schiffen in den Häfen. Es muss auch etwas gegen die häufigen Störfälle der Ölplattformen getan werden, wenn wir in Zukunft die Nordseestrände rund um's Jahr ölfrei haben wollen.", so Koch.

Seit fast dreißig Jahren erwirtschaften die Ölfördermulties in der Nordsee mit Ihren rund 400 Plattformen, die zynischerweise oft Vogelnamen tragen, ihre gigantischen Gewinne auf Kosten der Natur. Oil-Riggs in Hoheitsgebieten von Dänemark, Norwegen, Niederlande und Großbritannien leiteten nach eigenen Angaben der Industrie 1990 noch mindestens 23 000 Tonnen Öl in die Nordsee. Neben dem tödlichen Öl geraten auch noch zahlreiche andere Giftstoffe, die in Zusammenhang mit dem Bohrprozess anfallen in die Nordsee: geschätzt etwa 3000 Tonnen Tenside und bis zu 80 000 Tonnen anorganische Substanzen (z. B. Schwermetalle).