Paraffinfunde - diesen Winter steigende Tendenz im Flutsaum der Westküste

Unerwünschtes Strandgut
Der stürmische Winter sorgte bislang fast täglich für unerwünschtes "Strandgut" an den Küsten des Nationalparkes. So registrierten unsere Strandkontrollgänger Ende Januar/Anfang Februar eine erhebliche Ölverschmutzung an der gesamten Westküste. Zudem wurden häufiger Anspülungen einer dunkel- bis hellbraunen bzw. gelben bis weißen wachsartigen Substanz gemeldet. Mehrfach wurden Proben gezogen und zur Analyse an das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie verschickt. In jedem Fall handelte es sich um Paraffine. Das praktisch wasserunlösliche Paraffin gilt als "nicht fischtoxisch" und wird der Wassergefährdungsklasse "Null" zugeordnet.

Auch nach Ausweisung der Nordsee als Sondergebiet nach MarPol ist die Einleitung von Paraffin noch legal. Auch gibt es keine gesetzliche Vorschrift, die dazu verpflichtet mit Paraffin verschmutzte Strände zu reinigen. Dieses geschieht in der Regel nur zur Badesaison bei drastischen Anlandungsmengen aus fremdenverkehrspolitischen Gründen. Kein Wunder-jede Strandreinigungsaktion kostet die jeweilige Gemeinde viel Geld. Und das, um Dreck zu entfernen, den andere verursacht haben.

Neue Untersuchungen aus den USA stellen jedoch in Frage, dass eine Verschmutzung durch Paraffine wirklich gänzlich ungefährlich für die Umwelt ist.

Die Schutzstation Wattenmeer fordert daher eine Überarbeitung der Kriterien für die Einleitung von Restmengen ins Meer. "Es muss jetzt endgültig Schluss damit gemacht werden, die Nordsee als billige Müllkippe zu missbrauchen".

Probleme mit im Meer nur schwer biologisch abbaubaren Substanzen und die Gefahren längerfristiger Toxizität müssen stärker berücksichtigt werden. Die berechtigten Interessen der Fremdenverkehrsorte auf saubere Strände müssen endlich international ernst genommen werden. Dementsprechend müssen die Anlagen zum "Internationalen Abkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe" (MarPol) überarbeitet werden.

Um die Dringlichkeit im Fall des Paraffins aufzuzeigen und den politischen Druck zum Handeln zu erhöhen, registriert Schutzstation Wattenmeer jede Paraffinanspülung und meldet sie an die entsprechenden offiziellen Stellen weiter.

Stichwort "Paraffin" Paraffine bestehen nicht aus einer einzigen organischen Verbindung, sondern aus einem Gemisch zahlreicher Kohlenwasserstoffe. Daraus ergibt sich die Vielzahl der möglichen Endprodukte. Paraffine werden überwiegend aus Erdöl gewonnen. Bei der Destillation von Rohölen werden verschiedene Produkte herausgetrennt. Wichtig für die Paraffinherstellung ist die Fraktion der Schmieröle. Das hierin enthaltene Rohparaffin wird durch Abkühlen herauskristallisiert. Es entsteht die sogenannte Paraffingatsche, die noch immer stark (bis 30%) ölhaltig ist. Durch Erhitzen oder mittels Lösungsmittel findet die weitere Entölung statt. In mehreren Reinigungsverfahren werden unerwünschte Bestandteile abgetrennt. Nach dieser Raffination wird das Paraffin in Form von Tafeln, Pastillen, Pulver oder in flüssiger Form der weiteren Verarbeitung zugeführt. Verwendungsmöglichkeiten: Lebensmittelkonservierung (Obstwachse, Käserinden +), Gummiwaren, Kerzen, Kohlepapier, Kosmetik, Farben und Lacke, Fangopackungen, Papierherstellung, Bleistifte, Autowachse, Kaugummi, Sprengstoffe etc.