Pottwalstrandungen verstärkt erforschen!

"Die Erforschung der Wanderrouten von Pottwalen und der Ursachen für deren Strandungen muss endlich forciert werden", fordert Lothar Koch, Sprecher der Schutzstation Wattenmeer angesichts der aktuellen Pottwalstrandungen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

Am Mittag des 15.2.2002 meldete das Vermessungsschiff "Komet" drei große Walkadaver aus der südlichen "Schatzkammer", einem bekannten Priel bei Friedrichskoog, der im August als Hauptmausergebiet Tausender Brandgänse bekannt ist.

Wieder einmal haben sich junge Pottwale in die südliche Nordsee verirrt. Es sind ausschließlich Pottwalbullen, die sich im Nordmeer zur Jagd auf Tiefseetintenfisch aufhalten. Wenn sie im Winter nördlich der Shetlands zu den Weibchen wandern, die ganzjährig zwischen Karibik und Azoren im Zentralatlantik bleiben, kommt es offenbar immer wieder zu einem falschen Abbiegen in die viel zu flache Nordsee. Die letzten Strandungen dieser Tierart wurden bei uns im Januar 1998 bei St. Peter Ording registriert. Damals konnten von einer lebendigen Walschule, die aus sechs Pottwalbullen bestand drei Tiere gerettet werden. Die anderen starben auf einer Sandbank vor St. Peter.

"Die meisten Nordsee-Pottwalstrandung der letzten 500 Jahre fanden in den vergangenen 15 Jahren statt", so Koch, "daher muss die Ursachenforschung verstärkt auf die in der nördlichen Nordsee installierte moderne Öl-und Gas Industrie, sowie auf militärische Einrichtungen ausgerichtet sein, die mit akustischen Unterwasserversuchen das Ortungssystem der Wale schädigen könnte."

Für die drei nun bei Friedrichskoog gestrandeten Tiere kommt jede Hilfe zu spät. Sie waren bereits tot, als sie gesichtet wurden. Ob sie erst hier im flachen Gezeitenbereich der Nationalpark Wattenmeer-Küste starben, oder schon länger in der Nordsee trieben, wollen Wissenschaftler heute durch Untersuchungen der Walkadaver klären. Auch soll entschieden werden, ob die Kadaver geborgen werden müssen. Aus Sicht des Naturschutzes ist das nicht erforderlich, da Kadaver durchaus zum natürlichen Kreislauf im Ökosystem Wattenmeer gehören. Da die Verwesung der vermutlich insgesamt bis zu 150 Tonnen schweren Fleisch- und Fettberge monatelang dauern und die Badewasserqualität beeinflussen könnte, sind hier jedoch auch die Veterinär-und Gesundheitsämter des Kreises Dithmarschen gefragt, ob abgeborgen werden muss.