RWE/DEA sorgt schon wieder für Ruhestörung im Nationalpark Wattenmeer
Erneut seismische Messungen im Watt vor Dithmarschen
"Die Ölförderung bleibt ein permanenter Stör-und Risikofaktor im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer", beklagt Lothar Koch, Sprecher der Schutzstation Wattenmeer im Vorfeld der kurz bevorstehenden seismischen Messungen der Öl-Förderfirma RWE/DEA - AG.
Wie schon zweimal in den Jahren 1996 und 1997 gab das Nationalparkamt im Auftrag der Landesregierung den Ölfirmen schon am 19.12.2000 erneut "grünes Licht" für umfangreiche seismische Messungen im Watt, die nun beginnen sollen. Während im Jahre 1996 der Genehmigungsbescheid nach Protesten der Umweltverbände noch "zähneknirschend" seitens des Umweltministeriums mit dem Argument erteilt wurde, dass damit die Wahrscheinlichkeit stiege, nach gelungener Exploration das Ölfeld von Land aus anzapfen zu können, um bald ganz auf die Plattform Mittelplate im Nationalpark verzichten zu können, heißt es heute im Genehmigungsbescheid lapidar: "Die 3-D-Seismik wirkt zwar erheblich, aber voraussichtlich nicht nachhaltig (auf den Nationalpark Wattenmeer)". Vom Abbau der Plattform ist längst keine Rede mehr.
Gemeint ist damit, dass die seismischen Messungen nicht nachteilig seien, weil sie nur in den Monaten stören, an denen sie tatsächlich durchgeführt werden. Wie sich die Knallerei im Watt tatsächlich auf die Tierwelt des Nationalparkes auswirkt, kann jedoch mangels unabhängiger Langzeitstudien in diesem Gebiet keiner richtig beurteilen. Immerhin wird im ungünstigsten Fall damit gerechnet, dass die 190 Dezibel lauten Luftpulser-Detonationen den Nationalpark im Umkreis von bis zu 6 km weit verlärmen. Durch die 14 im Watt beteiligten Schiffe und die notwendigen Arbeiten sind mit 14500 ha etwa 3,3 % der Nationalparkfläche betroffen. Mit ökologischen Auswirkungen auch auf Teile der Zone 1 muss gerechnet werden. Zumal sich um diese Jahreszeit rund 25 000 Eiderenten und wegen des Vogelzuges auch Tausende von Wat-und Wasservögeln im Untersuchungsgebiet aufhalten können.
Als Genehmigungsgrund wird auch das Allgemeinwohlinteresse an der Sicherung der Energieversorgung angeführt. Für den Eingriff soll RWE/DEA Ausgleichszahlungen von 150 000 DM an das Land zahlen. Das Allgemeinwohl und den Mehrwert einer intakten Natur hat die Landesregierung hier offensichtlich nicht im Auge: Seit der Installierung der Bohrplattform Mittelplate im Jahre 1985 sorgen die Aktivitäten der DEA für dauerhafte Unruhe im Watt: Verlegungen von Kabeltrassen ans Festland, immer wieder Bauarbeiten auf der Plattform, der Tag-und Nacht-Förderbetrieb mit Beleuchtung, sowie der Abtransport des Öls und der Versorgungsbetrieb per Schiff kennzeichnen die Industrieanlage in Deutschlands größtem Nationalpark.
In der Hoffnung DEA verließe freiwillig den Nationalpark, fordern Naturschutzverbände seit Jahren vom Land,zumindest alles im Rahmen gesetzlicher Möglichkeiten zu tun, was eine Förderung im international bedeutenden Schutzgebiet unattraktiv werden ließe (z B. Erhöhung des Förderzinses, keine Erteilung weiterer Genehmigungen). Alle Aktivitäten und Verhandlungen führten, wie auch im aktuellen Fall, bislang jedoch zu einer stärkeren Konsolidierung der Fördergesellschaftim Wattenmeer.