Scholle adieu?

Für viele Fischarten der Nordsee wie Scholle und Seezunge sieht es durch Überfischung schlecht aus.

Schutzstation Wattenmeer fordert Abkehr von bisheriger Fischereipolitik

Anlässlich der Fischereikonferenz am 27.08.09 in Heiligenhafen fordert die Schutzstation Wattenmeer die flächendeckende Einführung selektiver Fangmethoden und effizientere Kontrollverfahren in der Fischerei. Für viele Fischarten, besonders Plattfische sieht es durch Überfischung in der Nordsee schlecht aus. Auch für die Einhaltung der Null-Nutzungszone im Nationalpark muss mehr getan werden. So ist diese immer noch nicht in den amtlichen Seekarten verzeichnet.

Anlässlich der Fischereikonferenz am 27.08.09 in Heiligenhafen fordert die Schutzstation Wattenmeer eine radikale Umkehr von der bisherigen Fischereipolitik. "Trotz erster Reformansätze sieht es für viele Fischarten in der Nordsee schlecht aus", sagt Silvia Gaus, Biologin bei der Schutzstation Wattenmeer. "Die meisten Plattfischarten wie Scholle und Seezunge sind stark überfischt", so Gaus weiter. Dieses sei vor allem auf die wenig selektiven Fangmethoden zurückzuführen. 13 Kilo Fisch und Wirbellose werden getötet und wieder über Bord geworfen, um ein Kilo Seezunge zu fangen.

Zur besseren Ausnutzung der Fangquoten werden Fische wieder ins Meer geworfen, wenn sie nicht die optimale Größe haben und dafür größere Tiere gefangen. Fischer können durch dieses sogenannte "High Grading" zwar bessere Preise für ihre Fänge erzielen, die ins Meer zurückgeworfenen Tiere sterben aber an den Folgen der Fangtechnik. "Wir fordern ein generelles Verbot von Rückwürfen in der gesamten Nordsee", sagt Gaus. "Diese Handlungsweise muss endlich ein Ende haben." Die Schutzstation Wattenmeer befürwortet daher die auf der Konferenz diskutierten, in diese Richtung gehenden Reformvorschläge der EU.

Auch auf anderem Gebiet sehen die Naturschützer Handlungsbedarf. "Schutzbestimmungen sind nutzlos, wenn man sich nicht ausreichend um deren Einhaltung kümmert", so die Biologin weiter. Es sei häufig zu beobachten, dass sich Kutter in der Null-Nutzungszone im Nationalpark Wattenmeer südlich des Hindenburgdamms aufhielten. In diesem Gebiet ist die Fischerei nicht zugelassen, um eine ungestörte Entwicklung der Natur zu gewährleisten und wissenschaftliche Vergleiche mit befischten Bereichen zu ermöglichen.
"Wir fordern die zuständigen Stellen auf, mehr für die Einhaltung der Null-Nutzungs-Zone im Nationalpark zu tun", so Gaus. "Das Bundesamt für Seeschiffahrt muss das Gebiet endlich in die amtlichen Seekarten aufnehmen, damit sich niemand mehr mit der mangelhaften Kennzeichnung herausreden kann."

Die Schutzstation Wattenmeer begrüßt in diesem Zusammenhang, dass die EU generell eine effizientere Kontrolle der Fischerei plant. So sollen nach einem Verordnungsentwurf automatische Überwachungs-, Erkennungs- und Monitoringsysteme (VMS, AIS, VDS) an Bord der Trawler zur Pflicht werden, um das illegale Fischen deutlich einzudämmen. "Diese Monitoringsysteme können helfen, die Einhaltung von Schutzmaßnahmen auch in Wattenmeer und Nordsee besser durchzusetzen," sagt Gaus.