Seehundjagd eröffnet?

Dänen wollen 6000 Seehunde abschießen und Deutsche Fischereiverbände wollen 12000 Seehunde vernichtet haben
Dänische Nebenerwerbsfischer stellten jetzt die Forderung auf, 6000 der 11000 in dänischen Gewässern vorkommenden Seehunde zu töten. sie sehen die geschützten Meeressäuger als lästige Konkurrenz ihrer Stellnetzfischerei an. Dagegen protestiert die Schutzstation Wattenmeer: "Wenn die Dänen im Wattenmeer Seehunde jagen setzen sie die internationale Wattenmeer-Kooperation auf´s Spiel." so Lothar Koch, Sprecher der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt.

Die Zahl von 11000 dänischen Seehunden verteilt sich auf verschiedene Populationen, die in der Ostsee dem Kattegat, Skagerrak, dem Limfjord und dem Wattenmeer leben. Für das Wattenmeer hat die Dänische Regierung bereits innerhalb der trilateralen Wattenmeerkooperation mit Deutschland und Holland versucht das Jagdverbot aufzuheben, weil ein einziger dänischer Wattenmeerfischer sich über Verluste in seinen Stellnetzen beklagte und in Dänemark das Mittel der Entschädigungszahlungen nicht möglich ist. Dieses scheiterte jedoch an dem Veto der beiden Nachbarstaaten. In der Ostsee versuchten Dänemark, Schweden und Finnland bereits gegen den Widerstand von Deutschland und Polen die Jagd auf die streng geschützten Kegelrobben zu eröffnen. Nun hat Schweden 180 Exemplare zum Abschuss freigegeben und verstößt damit gegen internationales Recht.

Soweit darf es im Wattenmeer nicht kommen, warnt Biologe Koch . Die Seehunde in dänischen Watten sind auch deutsche und holländische Seehunde. Ein Abschuss würde den langwierig erzeugten Effekt unserer Nationalparke schnell zunichte machen.

"Hier in den Nationalparken Wattenmeer sind die Seehunde seit dem Jagdverbot sind die Seehunde im Watt zutraulicher geworden. Urlauber lieben es, die Tiere beim Strandspaziergang zu beobachten.", so Koch.
Hintergrund-Informationen:

Experten: Bejagung von Seehunden nicht zu rechtfertigen Der in den letzten Jahren stetig anwachsende Seehundbestand im Wattenmeer sorgt zunehmend für Unruhe an der Küste. Besonders aus Fischer- und Jägerkreisen ist die Auffassung zu vernehmen, der Bestand müsse unbedingt wieder bejagt werden. Nun haben dänische Nebenerwerbsfischer mitten in der Säugezeit der Seehunde mit ihrer Forderung nach dem Abschuss von 6000 Tieren allein in dänischen Gewässern für Empörung bei Naturschützern und Touristen gesorgt.

Deutsche Wildbiologen halten vehement gegen diese Forderung: "Eine Wiederaufnahme der Bejagung, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht zu rechtfertigen und auch nicht jagdgerecht durchzuführen", meinen unisono die Biologen Kai Abt vom Forschungs-und Technologiezentrum Büsum, Thomas Borchardt aus dem Nationalparkamt Schleswig Holsteinisches Wattenmeer und Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer. Sie weisen jedoch auch darauf hin, dass die Tötung von vereinzelt an Stränden angelandeten, kranken Heulern durch Sie weisen jedoch auch darauf hin, dass die Tötung von vereinzelt an Stränden angelandeten, kranken Heulern durch fachkundige Seehundjäger notwendig sein kann. Wattreport stellt hier ihinblick auf Seehunde im Wattenmeer den Hauptargumenten von Fischern und Jägern Aussagen aus Wissenschaft und Naturschutz gegenüber:

Argument Nr. 1: Es gibt viel zu viele Seehunde Gegenargumente: Wer kann beurteilen was viel und was wenig ist? Konkrete Bestandszahlen aus einer jagdfreien Zeit existieren nicht. Lediglich Hochrechnungen aus historischen Jagdstatistiken. Diese schätzen den Bestand zur Jahrhundertwende (1900) für das internationale Wattenmeer etwa doppelt so hoch ein wie die derzeit gezählte Individuenzahl von ca. 17 000 Tieren (geschätzter Bestand bis zu 30% höher).

Offensichtlich verwechseln die Jagdbefürworter das historische Bestandsminimum Mitte der 1970er-Jahre (unter 4000 Tiere) mit der möglichen natürlichen tragfähigen Bestandsgröße. Das niedrige Bestandsniveau war jedoch durch die lukrative Jagd auf den Seehundspelz künstlich erzeugt worden.

Sollten wir es nicht der Natur selbst überlassen zu bestimmen, wie viele Seehunde im Watt leben können?

Die heutige Bestandsgröße kann ohnehin nicht mit der Flinte reguliert werden- Wie sollten denn 10-20.000 Seehunde vernichtet werden, um wieder einen Bestand "wie damals" zu erhalten?

Die Natur regelt sich in Großschutzgebieten selbst: über das Raum-und Beuteangebot wird die Kapazitätsgrenze einer räuberischen Art in ihrem Lebensraum bestimmt.

Platznot ist für Seehunde im Watt nicht auszumachen. Selbst bei steigendem Bestand ändern sich die Dichten lokal kaum. Die ohnehin stets engliegenden, sozialen Tiere nutzen zur Zeit die optimalsten Liegeplätze. Viele weitere Sandbänke im Watt würden bei aufkommendem Dichtestress noch zur Verfügung stehen.

Beispiele aus Südafrika, Großbritannien und Amerika zeigen zudem, dass Robbenkolonien anderer Arten mit erheblich höheren Dichten ohne Probleme existieren können.

Argument Nr. 2: Krankheiten und Seuchen sind bei den aktuellen Bestandszahlen vorprogrammiert. Der Seehundbestand muss "gesundgeschossen werden". Gegenargumente: Das in diesem Zusammenhang oft zitierte und heraufbeschworene Seehundsterben von 1988 fand bei einem Bestand von rund 10.000 Tieren im internationalen Wattenmeer statt. Wenn das Dichte-Argument gelten sollte, hätte es also schon längst wieder ein Massensterben geben müssen.

Auch die Gleichung: Kleiner Bestand = größere Gesundheit geht nicht auf: In den 1970er und 1980er-Jahren waren die Seehunde bei einer Bestandsgröße von unter 7000 Exemplaren bereits sehr stark mit Parasiten (vor allem Herz- und Lungenwürmern) durchseucht und hatten außerordentlich oft große, deutlich sichtbare Bauchwunden. Diese Wunden hatten sie sich bereits als Jungtiere bei der häufigen Flucht vor Störungen von den Liegeplätzen ins Wasser zugezogen. Beim Robben über den Sand infizierte sich der noch unverheilte Nabel und heilte später nicht ab.

Erst nachdem 1974 die Jagd auch in Schleswig-Holstein beendet wurde nahm der Bestand ab ca. 1978 langsam wieder zu. Später folgten Schutzzonen, Nationalpark und Befahrensregelung. Dies dürfte zur Abnahme von Fluchtbereitschaft und Stress beigetragen und sich positiv auf die Tiere ausgewirkt haben.

Die Sterberate, gerade bei Jungtieren, halbierte sich und die Population begann zügiger zu wachsen. Auch heute gibt es kränkelnde Seehunde, wo es gerechtfertigt ist, diese fachgerecht zu töten, um ihr Leiden zu verkürzen. Insgesamt wird der Gesundheitszustand der Population im Vergleich zu den Siebziger Jahren jedoch als relativ gut eingeschätzt. Das Argument, dass der bejagte, kleinere Seehundbestand damals viel gesünder gewesen sei, ist also falsch.

Argument Nummer 3: Die Seehunde sorgen für den Zusammenbruch der Fischbestände im Wattenmeer. Gegenargumente: Die Größe der Fischbestände wird eindeutig überwiegend von der Fischerei bestimmt. Die Seehunde müssen davon leben, was der Mensch im Meer übrig lässt. Nordseeweit "ernten" sie etwa nur 1 % des Fischbestandes ab.

Die Fischereistatistiken der vergangenen Jahrzehnte zeigen unmissverständlich, dass viele Fischarten in der Nordsee schon überfischt waren, bevor der Seehundbestand auch nur annähernd seine gegenwärtige Größe erreicht hatte. An den Robben kann es daher nicht gelegen haben.

Die Fischereibiologen können aber nachweisen, dass nur eine Absenkung des Fischereiaufwandes zur Erholung von Fischbeständen führen kann. Das problematischste "Raubtier" auf dem Meer ist also der Mensch.

Britische Wissenschaftler haben zum Beispiel für die dort heimischen 120 000! Kegelrobben nachgewiesen, daß diese nur einen verschwindend geringen Teil der Zielarten der Fischerei wegfressen.

Eine Studie über die ca. 1 Million südafrikanischen Seebären vor Namibia zeigt, dass die Wirkung auf den Fischbestand, der durch die moderne Fischerei verursacht wird, sehr viel größer ist als der durch die Robben verursachte.

Das Argument, Robben machten den Fischern ernsthafte Konkurrenz, ist somit in keiner Weise belegt. Wenn Nebenerwerbs- und Hobbyfischer sich darüber aufregen, dass Seehunde vereinzelt in ihren Netzen räubern (und sich nicht selten darin selbst ertränken) darf das kein Argument für die Bejagung des Bestandes sein.

Argument Nr. 4: Seehunde haben keine Feinde, daher müssen sie vom Menschen reguliert werden. Gegenargumente: Welche natürlichen Feinde sollen die Seehunde denn jemals im Watt gehabt haben? Schwertwale waren hier noch nie heimisch, und auch Wölfe und Bären haben sich noch nie auf den Sandbänken anschleichen können. Seehunde sind bei uns die natürlichen Endglieder der Nahrungskette-und das ist schon immer so gewesen.

Und außerdem - Der Nationalparkeffekt: Immer mehr Urlauber freuen sich darüber, dass sie öfter wildlebenden Robben beim Strandspaziergang oder bei Fahrten zu den Seehundbänken im Nationalpark begegnen. Die Tiere haben nicht mehr so hohe Fluchtdistanzen, wie zu Jagdzeiten im Wattenmeer. Ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt für die Attraktivität unserer naturnahen Urlaubsregion, von der wir alle leben. Eine Bejagung der Seehunde würde also massiv dem Naturimage der Westküste und damit dem Tourismus schaden.