"Sonne statt Öl" Jetzt wird gebohrt

Dallas auf Hallig Hooge? Etwas Ähnliches könnte man denken, als direkt vor dem Wattenmeerhaus der Schutzstation Bohrtürme errichtet werden. Die Suche nach unentdeckten Erdölvorkommen ist aber nicht das Ziel. Die Arbeiten sind die ersten Schritte des neuen Projektes "Sonne statt Öl" hin zur Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und dem exemplarischen Einsatz regenerativer Energieträger auf der Hallig. Mit den Bohrungen bis in 110 m Tiefe soll die Wärme der Erde für Heizung und Warmwasser des Wattenmeerhauses genutzt werden.

"Oberflächennahe Geothermie" bedeutet hier kein kochender isländischer Geysir, aber immerhin konstant 15 ºC warm ist der Boden in 110 m Tiefe auch im Winter. Mit Hilfe einer Wärmepumpe, die wie ein umgekehrter Kühlschrank funktioniert, wird dann das Haus versorgt: Die Pumpe entnimmt Wärme aus dem Erdreich, das dabei abkühlt, und heizt das Seminarhaus. Auch die Kraft der Sonne soll zur Wärmeversorgung beitragen. Ihre Energie wird von den Kollektoren auf dem Dach eingefangen und ebenfalls an eine Wärmepumpe weitergegeben.

Da das Haus hauptsächlich im Sommer von den Seminargruppen genutzt wird, steht die Wärme dann bedarfsgerecht zur Verfügung. Sollte die Sonne einmal zu kräftig scheinen, ist das auch kein Problem, die überschüssige Energie soll in dem Erdkollektorfeld zwischengespeichert werden. Die Sonne wird auch Strom für das Wattenmeerhaus liefern. Siliziumzellen auf dem Dach des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes werden das Sonnenlicht direkt in Elektrizität umwandeln.

Das Energiekonzept des Wattenmeerhauses wurde speziell auf Halliggegebenheiten zugeschnitten. Das Heizen mit Holzpellets oder Hackschnitzeln kam z.B. wegen der begrenzten Lagermöglichkeiten auf der Warft nicht in Frage.

Mit der ebenfalls geplanten Nutzung von Regenwasser für das Brauchwasser des Wattenmeerhauses kehrt die Schutzstation wieder zu den Ursprüngen des Halliglebens zurück. Früher wurden die Niederschläge in einem Soodbrunnen gesammelt und waren die einzigen Quellen für Trink- und Brauchwasser. Wasser aus dem Hahn gibt erst seit den 1960er Jahren. Ironischerweise haben sich die ehemaligen Gülletanks des Stalls als gut geeignet für die Wasserspeicherung herausgestellt.

Mit Ihrem Projekt "Sonne statt Öl" möchte die Schutzstation nicht nur exemplarisch die Möglichkeiten regenerativer Energieversorgung auf der Hallig aufzeigen und zum Ersatz der überwiegend auf der Hallig verwandten Ölheizungen anregen. Gerade die vielen Tausend Gäste, die jedes Jahr das Haus nutzen, sollen speziell durch eine eigene Informationseinheit angeregt werden, zu Hause in Ihrem Umfeld ähnliche Projekte zu realisieren.

Das Gesamtvorhaben im Wattenmeerhaus wird zwar von der Investitionsbank Schleswig-Holstein und der BINGO-Lotterie gefördert, trotzdem bleibt noch ein großer Eigenanteil von rund 40.000 EUR übrig, der aus Vereinsmitteln aufgebracht werden muss. Wir werden uns im Rahmen einer gesonderten Aktion an den Freundeskreis des Hauses wenden und danken schon jetzt im voraus für die tatkräftige Unterstützung des Projekts.