Staupevirus auch im Wattenmeer

Das berüchtigte Seehundstaupevirus PDV, das zur Zeit für ein Seehundsterben im Kattegat sorgt, ist nun auch im internationalen Wattenmeer entdeckt worden. Das Virus konnte am 19.6. in einem Seehundkadaver, der auf der holländischen Insel Vlieland am 16.6. gefunden wurde, von niederländischen Virologen des Erasmus Medical Centers nachgewiesen werden. Das Virus ist sehr ansteckend für Seehunde, Menschen sind dadurch nicht gefährdet. "Auch wenn von einer Epidemie noch keine Rede sein kann, bedeutet das "Alarmstufe 2" im Watt" sagt Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer. Immerhin vernichtete im Jahre 1988 das PD-Virus rund 60 % des gesamten Seehundbestandes. "Die Hoffnung, dass das Watt diesmal von der Seehundseuche verschont bleibt ist nun geringer geworden. Allerdings weiß niemand, ob der Krankheitsverlauf wieder so dramatisch wie vor 14 Jahren verlaufen muss", so Koch. "Geringere Schadstoffbelastung der Tiere und ein fitterer Gesamteindruck des Bestandes lassen uns noch das Beste hoffen!"

Schon die Tatsache, dass der erste infizierte Seehundkadaver außerhalb des "Epizentrums Kattegat" ganz am anderen Ende des Wattenmeeres gefunden wurde, ist in diesem Zusammenhang neu. 1988 "wanderte" das Seehundsterben gleichmäßig vom Kattegat, über das Skagerrak die Küste nach Nordfriesland, Niedersachsen und Holland hinunter, um dann auf die britischen Inseln überzuspringen. Am Ende des Jahres waren in Nord-und Ostsee rund 20 000 Seehundkadaver geborgen worden.

Seehunde können bis zu 150 km Strecke pro Tag zurücklegen, so ist es nicht auszuschließen, dass Einzeltiere in kurzer Zeit an verschiedenen, weit voneinander entfernten Punkten des Wattenmeeres auftauchen. Es ist allerdings auch möglich, dass der PDV-Virus unabhängig von der aktuellen Seuche im Kattegat auch in holländischen Tieren hin und wieder auftritt. Bereits in vergangenen Jahren wurden dort schon PDV-infizierte Tiere gefunden, ohne dass eine Seuche ausbrach.

"Leider sind wir Naturschützer und auch die zuständigen Ämter machtlos gegen eine Seuche. Eine vorsorgliche Impfung von Tausenden von Wildtieren im Watt ist nicht durchführbar. Wir könnten im Falle einer Epidemie leider nur bei der Meldung und Entsorgung von Kadavern helfen", sagt der Sprecher der Schutzstation Wattenmeer.