Verdiente Würdigung für Dr. Peter Prokosch

Goldene Feder für Naturschutzforschungsprojekt

Dr. Peter Prokosch wurde von der Staatssekretärin des Kieler Umweltministeriums, Frau Henriette Berg, im Namen des Landes die "Goldene Ringelgansfeder" verliehen.

Dies geschah kürzlich im Rahmen der vom NationalparkService, dem WWF, den Halligen und der Schutzstation Wattenmeer auf Hallig Hooge veranstalteten IV. Ringelganstage.

Mit dieser Auszeichnung, so Staatssekretärin Berg, will der Naturschutz in Schleswig-Holstein die herausragenden Verdienste Dr. Prokoschs für die Ringelgansforschung würdigen. Die vergoldete Feder stammte denkwürdigerweise vom Totfund einer Ringelgans, die Peter Prokosch selbst vor 18 Jahren auf Eiderstedt mit seiner Forschungsgruppe beringt hatte.

Durch seinen unermüdlichen Einsatz, so die übereinstimmende Meinung aller anwesenden Behörden- und Naturschutzvertreter, habe Dr. Prokosch persönlich ganz wesentlich dazu beigetragen, aus der verfemten Ringelgansfrage eine Erfolgsstory für den Naturschutz werden zu lassen.

Noch vor einem Jahrzehnt hätte Dr.Prokosch, der heute in Oslo den Arktisschutz des WWF leitet, einen solchen Gesinnungswandel als "absurde Utopie" bezeichnet, denn zu damaliger Zeit beklagten sich vor allem die Landwirte in vielen Presseberichten über die "Landplage und Heimsuchung der Ringelgansschwärme". Die Bauern sahen sich durch die grasenden Gänse in ihrer Existenz bedroht und beklagten sich über zu geringe Entschädigungszahlungen für den Gänsefraß seitens des Landes Schleswig-Holstein. "Heute", so führte Landrat Olaf Bastian in seinem Grußwort aus, "gibt es auf Hooge nur Nutznießer des Vogelzuges: die Einwohner, die Touristen und die Natur".

Als Dr.Prokosch 1973/1974 seinen Zivildienst bei der Schutzstation Wattenmeer in der Halligwelt leistete, steckte das internationale Ringelgansprogramm noch in den allerersten Anfängen. Sein persönlicher Kontakt zum Biologen Andrew St.Joseph, der in England im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeiten mit der Farbring-Kennzeichnung von Ringelgänsen begonnen hatte, weckten bei Peter Prokosch das eigene Interesse und ein besonderes Engagement für diese Vogelart.

Schon nach kurzer Zeit wurde Peter Prokosch Koordinator der Ringelgansprojekte im deutschen Wattgebiet. Dabei arbeitete er in enger , internationaler Zusammenarbeit mit Andrew St.Joseph und niederländischen Kollegen und mit wissenschaftlicher Unterstützung des Internationalen Büros für Wasservogelforschung IWRB -Slimbridge/England.

Ziel war es:

    * die außergewöhnlich dynamische Populationsentwicklung der Ringelgans zu verfolgen und bestandsbeeinflussende Maßnahmen zu erkennen.
    * die ökologischen Funktionen der einzelnen von der Art aufgesuchten Teilgebiete innerhalb ihres Jahres/Lebensraumsystems zu ermitteln.
    * die gewonnenen Erfahrungen in praktische Naturschutzkonzeptionen umzusetzen.


Es war schon ein Unterfangen besonderer Art, sich damals für den Schutz dieser Gänseart einzusetzen. Erst der international erwirkte Jagdschutz ermöglichte eine langsame Erholung des Ringelgans-Weltbestandes, der in den 50er Jahren seinen Tiefstand erreicht hatte. Begünstigt wurde diese Entwicklung noch durch Bruterfolge in den arktischen Brutgebieten.

In den europäischen Überwinterungsgebieten und dem Wattenmeer wurden hingegen die lokal konzentriert auftretenden Gänseschwärme als "der Einfall der schwarzen Pest" bezeichnet. Bei der oft sehr emotional geführten Eindeichungsdiskussion in den 80 er Jahren gipfelten die Anwürfe gegenüber den Schutzanliegen in der polemischen Behauptung: "Naturschützern ginge es darum, Gänse- statt Menschenschutz betreiben zu wollen."

Gegen die Unhaltbarkeit und Unsinnigkeit derartiger Behauptungen ist schon damals viel gesagt worden; doch erst nach und nach (z.B. durch die Errichtung des Nationalparks S-H Wattenmeer) kam es zu einer Versachlichung der Diskussion in der Ringelgansfrage.

Durch die Vergabe einer auf das Ringelgansthema ausgerichteten Diplomarbeit an Peter Prokosch (Uni Kiel, Prof. Wolfhart Schulz) erfuhr dessen langjähriges Engagement erneut eine Ausweitung und Steigerung. Für die Durchführung der von ihm initiierten Gänse-Synchronzählung gelang es Peter Prokosch einen küstenweit tätigen Mitarbeiterkreis im deutschen Wattgebiet aufzubauen, an dem u.a. auch die Schutzstation Wattenmeer mit dem Netzwerk ihrer Mitarbeiter teilnahm. Auch heute wird dieses wichtige Monitoring von uns im Rahmen gemeinsamer Projekte weitergeführt..

Zur Organisation und nachfolgenden Information über die Zählungsergebnisse und den Stand der Forschung gab Peter Prokosch einen regelmäßig erscheinenden "Ringelgans-Rundbrief" heraus. Durch die Beobachtungen der vielen Mitarbeiter und die Koordinierung und Auswertung des Daten- und Zahlenmaterials wurde es möglich, innerhalb nur weniger Jahre genaue Kenntnis über: Zugverhalten, Ortstreue, Verweildauer, soziales Verhalten, Freßgewohnheiten und Gewichtszunahme der Gänse zu erlangen. Ganz wesentlich wurden diese Ermittlungen durch die Beobachtung der vielen unter Einsatz von Kanonennetzen gefangenen und mit Farbringen gekennzeichneten Ringelgänse ermöglicht.

Wenn heutzutage die Möglichkeiten zu naher, unmittelbarer Ringelgansbeobachtung auf dem besten Weg sind zu einer außergewöhnlichen Touristenattraktion zu werden, so mag Dr. Prokosch darin für sich nach langen Jahren der Verunglimpfung auch den Erfolg seines unbeirrbaren Einsatzes für diese Vogelart erkennen.