Vögel zählen 4.0

Ein Ornithologe der nächsten Generation

Früher als sonst hat im Nationalpark Wattenmeer die Brutzeit begonnen. Wenn die Freiwilligen der Schutzstation Wattenmeer zu ihren Beobachtungen starten, gehören in diesem Jahr Tablet-PCs zur Standard-Ausrüstung. Mussten sie bisher mit Papierkarten und Kugelschreiber die Neststandorte mühsam bestimmen und festhalten, geht es dank GPS-Unterstützung einfach und punktgenau.

„Nach der Testphase im letzten Frühjahr haben wir das Erfassungssystem flächendeckend in unseren Zählgebieten eingeführt“, berichtet Ornithologe Benjamin Gnep, „Erfinder“ der neuen Methodik und zuständig für das Brutvogelmonitoring bei der Schutzstation Wattenmeer. 


Gnep gehört zu einer neuen Ornithologen-Generation, die selbstverständlich technische Möglichkeiten nutzt und sie gezielt bei der Erforschung von Ökosystemen einsetzt. „Die notwendige freie Software ist erst seit kurzem verfügbar“, sagt der junge Wissenschaftler, den die Vogelbegeisterung früh gepackt hat. Ein Freund seines Vaters, ebenfalls Vogelkundler, hat ihm mit 16 Jahren das Beringen beigebracht.


Seitdem verfolgt er seinen Berufswunsch „Ornithologe“ konsequent. Nach seinem Zivildienst an der Vogelwarte Helgoland studierte er Umweltwissenschaften in Oldenburg und Landschaftsökologie in Greifswald. Dabei nutzte er als Vogelwart jede Möglichkeit, seine vorlesungsfreie Zeit am Wattenmeer zu verbringen. „Mich hat es immer wieder nach draußen an die Nordsee getrieben“, sagt Gnep, den seine Masterarbeit über Sanderlinge in das niederländische Wattenmeer führte.


Seit 2017 für die Schutzstation Wattenmeer tätig, tüftelt der sympathische 31-Jährige auch gern in seiner Freizeit neue Geräte aus. Gerade trainiert er mit einem selbstgebauten Detektor das Erkennen von Vogelstimmen. Schließlich will er fit sein für den 2. Mai 2020. Dann gilt es beim Birdrace innerhalb eines Tages so viele Vogelarten wie möglich zu sehen oder zu hören. Nach seinem Erfolg im letzten Jahr, wo er mit dem Team bundesweit den sechsten Platz belegte, hofft er auch 2020 auf eine gute Platzierung.

Benjamin Gnep gehört zu einer neuen Ornithologen-Generation, die selbstverständlich technische Möglichkeiten zur Erforschung von Ökosystemen einsetzt
Für seine Masterarbeit studierte er Watvögel im niederländischen Wattenmeer.
Die Brutvogeldaten aller Schutzstationen werden mit seiner neuer Methodik direkt in eine Datenbank übertragen.