Vögel zählen - weit draußen

Tagestouren auf die Außensände

Seit April unternehmen unsere Freiwilligen-Teams von Hooge, Pellworm und Büsum wieder alle zwei Wochen die ganztägigen Vogelzähltouren hinaus auf die Außensände in den Ruhezonen des Nationalparks. Bei der Zählung am ersten Mai-Wochenende waren besonders große Schwärme zu erfassen. Denn Millionen arktischer Zugvögel legen in dieser Zeit im Wattenmeer noch die letzten Fettreserven an, um sich ab Mitte des Monats bis in den frühen Juni auf den Weg in ihre nordischen Brutgebiete zu machen.

Für die Teams sind die Zählungen sehr aufwändig. Per Fahrrad geht es morgens bis an das Watt oder an den Deich. Rund um Niedrigwasser laufen sie dann hinaus. Mit 12 Kilometern und gut drei Stunden ist der Weg von Pellworm zum Süderoogsand am weitesten. Dort kommt danach noch eine Zählstrecke von gut 10 Kilometern hinzu.
Allein auf dem etwa 15 Quadratkilometer großen Süderoogsand erfassten die Freiwilligen über 40.000 Vögel. Gut 26.000 waren Knutts und knapp 10.000 Alpenstrandläufer. Fliegen die großen Schwärme auf, ist weithin ein deutliches Rauschen in der Luft zu hören. Für die Teams sind solche Erlebnisse eine schöne Belohnung für die Anstrengungen dieser Tage.
Spannend waren auch Beobachtungen am Rande der eigentlichen Zählungen. So hielten sich auf dem Japsand zeitweise drei Seeadler dicht nebeneinander auf. Auf den hohen Bereichen der Sände schreiten auch immer wieder einzelne Seeschwalben, Austernfischer oder Sandregenpfeifer zur Brut.

Mit der abendlichen Ebbe ging es für alle drei Teams dann wieder zurück über das Watt zu den Rädern und schließlich in die Stationen. Die langen Tage weit draußen in den Ruhezonen im Weltnaturerbe Wattenmeer sind für die Freiwilligen oft die Höhepunkte ihres Dienstes und gehören zu den Erlebnissen, an die man sich später trotz der hohen Herausforderungen besonders gern erinnert.

Über die aktuellen Zugvogelbestände sowie die Brutzeit der Vögel im Nationalpark berichten die Freiwilligen auch gern bei den Vogelführungen, die sie an vielen Orten anbieten. Die Termine stehen hier im Veranstaltungskalender sowie auf den Seiten der Stationen.

 

 

 

Zwei Freiwillige mit großen Rucksäcken am Deich
Bevor sie über den Deich und weiter über das Watt zum Blauortsand gehen konnten, hatten Cleo und Franziska aus Büsum morgens schon fast 10 Kilometer Radfahrt hinter sich.
Zwei Radfahrerinnen mit Rucksäcken vor der Station
Selbst auf Hooge lohnt sich für Esther und Helferin Antonia das Fahrrad. Von der Station bis zur Abgangsstelle zum Japsand sind es etwa zwei Kilometer.
Mit Sonnenbrillen und Tüchern vermummtes Team
Auf dem Watt kommt das Licht nicht nur von oben. Nasser Boden und Wasser können auch UV-Strahlen reflektieren. So ist das Team auf jeden Fall gut geschützt. Irgendwie cool wirkt es auch :-)
Team ruht sich auf dem Sand aus
Den insgesamt längsten Weg hat das Pellwormer Team: 7 Kilometer über die Insel, 12 km bis auf den Süderoogsand und dort über 10 km Zählstrecke. Die erste Pause nach der Ankunft auf dem Sand war auf jeden Fall sinnvoll.
Freiwillige blickt durch ein Fernrohr
Viel Zeit ist allerdings nicht. Knapp zwei Stunden vor Hochwasser geht es zur eigentlichen Zählung. Hier verschafft sich Cleo auf dem Blauortsand schon mit dem Spektiv einen Überblick.
Schwarm fliegender und sitzender Vögel
Insbesondere auf dem Süderoogsand können die Vogelschwärme im Mai mehrere Zehntausend Vögel umfassen. Hier nur ein kleiner Ausschnitt mit Knutts, Alpenstrandläufern, Pfuhlschnepfen und einigen Kiebitzregenpfeifern.
Zwei sitzende und ein auffliegender Seeadler auf dem Japsand
Auf dem Japsand stifteten diese drei Seeadler unter den Watvögeln kaum Unruhe. Vielleicht wissen Knutts und Alpenstrandläufer, dass sie für einen Adler viel zu wendig sind und dass die großen Greifvögel es eher auf Gänse abgesehen haben. Auch manchmal angespülte tote Robben sind für die Seeadler wohl lohnender.
Zwei Freiwillige schultern ihre Fernrohre
Zwei Stunden nach Hochwasser ist die Zählung beendet. Die Teams, wie hier Frode und Josephine auf dem Süderoogsand, haben schon einiges geleistet. Da das Watt allerdings noch weitgehend überspült ist, bleibt noch etwas Zeit, sich umzuschauen.
Nestkuhle mit einem gesprenkelten Ei
Hier beginnen etwa Austernfischer mit der Brut. Wenn keine hohe Flut dazwischen kommt, könnten hier in einem Monat Junge schlüpfen.
Zwei Freiwillige laufen über hohes Sandwatt zur Hallig
Beim Rückweg von Japsand nach Hooge stand die Sonne schon ziemlich tief.
Wattläuferinnen mit großen Rucksäcken im Abendlicht
Abendlicher Rückweg vom Blauortsand: Insgesamt dauern die Zählungen oft gute 14 Stunden.