Vogelforschung zwischen Watt und Arktis

Lesung mit Peter Prokosch, 11. März, Husum

DIE OSTATLANTISCHE VOGELZUGROUTE
Vortrag und Gespräch mit Peter Prokosch über sein aktuelles Buch
 
Montag, 11. März 2024, 19:00 Uhr
Nationalparkhaus in Husum, Hafenstraße 3

Der Eintritt ist frei.
 
Wer hat nicht schon in einem der zahlreichen Informationszentren im Wattenmeer das Bild der ostatlantischen Zugroute der Küstenvögel wahrgenommen? Vom Wattenmeer als zentrale Drehscheibe erstrecken sich die langen Zugrouten zu den arktischen Brutgebieten in Nordostkanada, Grönland, Spitzbergen und Nordsibirien. In Richtung Süden zu den Winterquartieren verlaufen die Linien entlang der westafrikanischen Küste bis zum West Coast National Park in Südafrika.
 
Der "East Atlantic Flyway" ist eine der spektakulärsten und längsten Zugrouten für Küstenvögel, auf der Knutts, Pfuhlschnepfen, Ringelgänse & Co. bis zu 16.000 Kilometer zurücklegen –  zweimal im Jahr!

Doch was wissen wir eigentlich über die Marathonflüge dieser Vögel? Wie schaffen sie es, solche ungeheuren körperlichen Leistungen zu erbringen? Mit diesen Fragen hat sich eine Gruppe namhafter Forscher über Jahrzehnte intensiv beschäftigt und dabei Erstaunliches über die Zugstrategien der Küstenvögel herausgefunden. Hierbei wurde immer klarer: Das Wattenmeer zwischen Niederlanden, Deutschland und Dänemark ist die lebensnotwendige Nahrungs- und Energietankstelle und damit der Dreh- und Angelpunkt für Millionen von Küstenvögeln!

Im April vorigen Jahres trafen sich Experten aus neun Ländern auf der Hallig Langeneß im Wattenmeer zur "East Atlantic Flyway Week", organisiert von WWF, Schutzstation Wattenmeer und Linking Tourism & Conservation (LT&C). Sie ließen 50 Jahre Forschung und Schutzerfolge entlang dieser Zugroute Revue passieren und skizzierten ein Buch über diese spannenden Geschichten einer besonderen Zeit.
 
Inzwischen ist das gemeinsame Werk der Küstenvogelforscher "Die Ostatlantische Vogelzugroute" bereits auf Deutsch im Aula Verlag erschienen. Eine englische Ausgabe erscheint im März 2024 bei Lynx Nature Books in Spanien. In 18 Kapiteln deckt das Buch ein breites und vielfältiges Spektrum an Themen ab. Vorwiegend aus der Perspektive des Wattenmeeres geschrieben, behandelt es interessante Themen:

  • die Rolle des Wattenmeeres bei der Schaffung des UN-Übereinkommens zum Schutz wandernder Tierarten (CMS) und des Afrikanisch-Eurasischen Wasservogelabkommens (AEWA);
  • wie Populationen der Wattenmeervögel entlang der gesamten Zugroute überhaupt überwacht werden können;
  • wie frühere Pläne für einen neuen Londoner Flughafen langjährige Forschungsprogramme zu Ringelgänsen auslösten und was wir heute über diese typische Wattenmeer-Vogelart wissen;
  • die neuesten Erkenntnisse darüber, wie Knutts und Pfuhlschnepfen Tausende von Kilometern Non-Stop-Flug zurücklegen können;
  • wie es vom Widerstand gegen Eindeichung zu Nationalparks im Wattenmeer kam;
  • wie besondere Momente und Expeditionen zu spannenden Geschichten über die Einrichtung von Schutzgebieten in der Arktis Nordsibiriens, Spitzbergens, Islands und auch an der Ostseeküste führten;
  • das besondere Zeitfenster der Umweltkooperation mit Russland;
  • ein Blick auf die Arbeit, die junge afrikanische Biologen heute leisten, um den Nationalpark Banc d'Arguin in Mauretanien und den Bijagós-Archipel in Guinea-Bissau zu entwickeln;
  • welche Beziehungen das Wattenmeer mit dem ukrainischen Siwasch (derzeitiges Kriegsgebiet) und dem Gelben Meer in China und Korea hat;
  • was wir für positive Überraschungen tun müssen.

Wer mehr über 50 Jahre spannende Momente des Naturschutzes und der Küstenvogelforschung entlang der gesamten Zugroute erfahren möchte, ist herzlich eingeladen.

Peter Prokosch baute als einer der ersten Zivildienstleistenden im Wattenmeer-Naturschutz die Stationen Hörnum und Langeneß mit auf. Später forschte er im Wattenmeer und entlang des Zugwegs an Ringelgänsen und Watvögeln. Er baute das Wattenmeer-Projekt des WWF in Husum auf und koordinierte über lange Zeit internationale Naturschutzaktivitäten in der Arktis.
 

Peter Prokosch mit Buch
Peter Prokosch gibt im neuen Buch spannende Einblicke in 50 Jahre Naturschutzarbeit.
Schild Naturschutzgebiet Nordfriesisches Wattenmeer
Seine Arbeit begann als Zivi im damals neuen Naturschutzgebiet Nordfriesisches Wattenmeer.
Station Hörnum 1974
Zu den ersten Aufgaben gehörte der Aufbau der Stationen in Hörnum auf Sylt (Foto) und auf Hallig Langeneß.
Nationalpark-Haus Husum
Später gründete Peter Prokosch auch die Husumer WWF-Wattenmeerstelle, die heute Teil des Nationalpark-Hauses am Hafen ist.