Wattenschützer im Wandel

Nach 15 Jahren Einsatz von Diplombiologe und Pressesprecher Lothar Koch.

Diplombiologe Lothar Koch, Sprecher der Schutzstation Wattenmeer und Bereichsleiter auf Sylt quittiert auf eigenen Wunsch aus persönlichen Gründen nach 15 Jahren Dauer-Engagement für den Naturschutz seinen Dienst als Hauptamtlicher bei der Naturschutzgesellschaft.

Zu seinem Ausscheiden zieht er Bilanz:
Als ich im Sommer 1988 unmittelbar nach Abschluß meines Studiums als erster hauptamtlicher Biologe bei der Schutzstation Wattenmeer eine ABM-Stelle antrat, war das eigentlich als Lückenfüller bis zum Beginn einer Doktorarbeit gedacht-doch es kam anders. Aus angedachten 12 Monaten wurden 15 Jahre hauptamtliche Lobbyarbeit für Wattenmeer-und Nordseeschutz.

Seehundsterben, Kegelrobbenschutz, Schweinswalforschung, internationale Nordseeschutzkonferenzen, mehrfacher Giftalarm an der Küste, Muschelfischerei, Militärmanöver im Watt, Streitereien um den Nationalpark, Pallas & Co und der Kampf für ein Walschutzgebiet waren nur einige Themen, die mich neben der Organisation der Sylter Schutzstationen mit Zivis und PraktikantInnen und vielen Umweltbildungsveranstaltungen als Biologe, Pressesprecher, Autor und Umweltaktivist permanent auf Trapp hielten.

Als Kampagnenleiter und "Stimme der Schutzstation Wattenmeer" entwickelte ich beim Verein vor allem eine regelmäßige und hochaktuelle Informationdrehscheibe für alle Wattenmeer-und Nordseethemen, die in Form des "Wattreportes-aktuell" an zahlreiche Medienvertreter und einen großen Kreis von interessierten Abonnenten versandt wird und so nicht selten für landes- und bundesweites Medienecho im Sinne des Naturschutzes sorgte. In meinem verantwortlichen fachbiologischen Arbeitsbereich "Meeressäugetiere" setzte ich mich vor allem für die bundesweite Wahrnehmung zweier Tierarten des Wattenmeeres ein, die zu Beginn meiner Tätigkeit nur wenigen Experten, Insulanern und Skippern als heimische Arten bewußt waren: Kegelrobbe und Schweinswal. Die Wurfkolonie der Kegelrobben gehört mittlerweile zu den bekanntesten und intensivst dokumentierten Robbenbänken des Wattenmeeres und zum Schutz der Schweinswale wurde 1999 das erste deutsche Walschutzgebiet eingerichtet. Damit wurde die aktuelle Planung von Offshore-Windparks direkt auf über 12 Seemeilen Abstand von den Inseln verwiesen. Laut Bundesumweltminister Trittin ist mit einer Erweiterung des Schutzgebietes auf Bundesgewässer zu rechnen.

Meine Arbeit als "Anwalt für«s Wattenmeer" war nicht immer ein Traumjob, sondern nur mit höchster Eigenmotivation und Kreativität, einem erheblichen Maß an Ausdauer und einem ziemlich "dicken Fell" über fünfzehn Jahre leistbar. Sowohl gegenüber einer naturschutzkritischen Öffentlichkeit, einem oft trägen "Amtsschimmel" als auch innerhalb der oft mühsamen Entscheidungsprozesse eines ehrenamtlichen Naturschutzverbandes. Nicht nur diesbezüglich konnte ich lange genug trainieren und viel Erfahrung sammeln. Mit Erreichen meines 15jährigen Jübiläums als hauptamtlicher "Wattenmeerschützer" bei einer Organisation, die hauptsächlich mit häufig wechselnden, jungen Erwachsenen (Zivis/PraktikantInnen) arbeitet, ist für mich nun der richtige Zeitpunkt für eine persönliche Weiterentwicklung und einen Wechsel gekommen.

Der Schutzstation Wattenmeer wünsche ich stets Rückenwind für die wichtige Aufgabe als "Anwalt für den Lebensraum Wattenmeer". Da die Insel Sylt mein Zuhause bleibt, werde ich mit freier Mitarbeit dem Nordseeschutz treu bleiben, zum Beispiel weiter in der Arbeitsgruppe zur Entwicklung eines maritimen Umweltzentrums in List (MUEZ) mitwirken.