Wrackteile am Strand

Wenn Holz erzählen könnte

Update:
Die Wrackteile auf Eiderstedt stammen offenbar von der am 24.9. vor Norderney gestrandeten Gaffelketsch "Lista Light". Das Holzschiff scheint von der Brandung weitgehend zerschlagen worden zu sein: https://www.facebook.com/ListaLightSailing/

Bereits am 9.10. stießen unsere Büsumer Freiwilligen auf dem Blauortsand auf Holzteile mit der typischen rötlichen Farbe. Später lagen weitere Stück auch am Seedeich bis zum Eidersperrwerk.

 

Meldung vom 9.11.22
Durch die starken Gezeitenströme oder wandernde Sandbänke ist die Navigation im Wattenmeer nicht einfach. Tausende Schiffe sind daher hier über die Jahrhunderte verloren gegangen. Und immer wieder stößt man auf angespülte Wrackteile oder auf gerade freigespülte Wracks. So hatten wir etwa von einem alten Holzrumpf berichtet, der 2016 an der Hörnum-Odde auf Sylt freigelegt wurde oder von größeren Wrackteilen, die Archäologen 2017 auf dem Japsand untersuchten. 

In den vergangenen Tagen häuften sich nun vor Eiderstedt Funde von Teilen eines Bootes oder eines kleinen Holzschiffs. Oft sind sie mit einer rotbraunen Farbe grundiert und teilweise weiß übermalt. Allzu lange scheinen sie nicht im Wasser gelegen zu haben. Denn Bewuchs von Algen oder Seepocken fehlt. Ursprünglich waren Spanten und andere Balken wohl mit Nägeln verbunden und Planken an den Spanten mit Holzdübeln befestigt. Teilweise sind auch neuere Materialien wie Kunststoffplanen, Silikon oder rostfreie Schrauben verwendet worden. Das Ganze scheint mit großer Kraft auseinandergerissen zu sein. Manche Holzstücke wirken wie frisch abgebrochen.

Von einer Havarie hätte man wohl gehört. Ist hier ein Boot beim Abwracken fortgespült worden? Oder lag eines vielleicht als Spielgerät auf einem Strand und hat sich selbständig gemacht? Wenn Holz sprechen könnte... :-)

Seltsam ist, dass vor St. Peter auf kaum 8 Kilometern etwa 20 Teile angespült wurden. Der Ursprung der Hölzer kann also nicht allzu weit entfernt liegen. Oder gibt es ähnliche Stücke auch vor Dithmarschen oder weiter nördlich auf Inseln und Halligen? Beobachtungen können gern im Strandfunde-Internetportal BeachExplorer auf der Seite für Wrackteile gemeldet werden.
 

 

Freiwilliger mit meterlangem Holzteil
Update: Schon am 9.10. fand unser Büsumer Team bei der Vogelzählung auf dem Blauortsand insgesamt 12 bis zu vier Meter lange Holzteile des Wracks.
Wrackteil mit Treibsel auf dem Seedeich
Einige Tage später lagen ähnliche Teile auch am Festland nördlich von Büsum. Hier wohl ein Stück des Decks mit einem Spant, der oben gelb lackiert in die Reling überging.
Holzteil im Flachwasser am Strand
Am Strand oder in den Salzwiesen liegen zurzeit viele Teile, die offenbar den selben Ursprung haben. Alle sind rotbraun grundiert und dann oft weiß übermalt. Einige haben frische Bruchkanten.
Frische Holzstücke im Spülsaum
An diesem Stück deutet kaum etwas auf eine länger Zeit im Wasser hin.
Lange Planke in der Salzwiese
Auch sonst fehlt Bewuchs von Algen, Seepocken oder Dreikantwürmern, der auf längere Zeit im Seewasser hinweisen würde.
Holzstück mit rostigen Nägeln
Viele Stücke waren mit Nägeln in die alte Struktur eingebaut.
Spant mit Holzdübel
An diesem Spant waren wohl Planken mit Holzdübeln angebracht.
Planke mit Rest einer Plane
An einigen Teilen hängen Reste von Planen.
Holzstück mit Dichtungsfuge
Teilweise sind auch Silikon- oder Acrylfugen zu erkennen.
Balken mit kleinerer Niro-Schraube
Oben links eine rostfeste Schraube.
Dicker rotbraun und weiß gestrichener Balken
Teilweise massive Stücke.
Dunkles, beschädigtes Holzstück
Einzelne Teile wirken hingegen so, als ob sie auch gebrannt hätten.