Fata Morgana und Meeresleuchten

Seltene Naturphänomene durch Hitzewelle an Nordseeküste

Ein Hubschrauber wirbelt beim Start am Strand von St. Peter-Ording enorme Sandwolken auf. Bei längerer Trockenheit und anhaltendem Wind kann es in den nächsten Tagen zu Sandstürmen kommen. Foto: Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Die außergewöhnlich hohen Temperaturen führen auch am Wattenmeer zu besonderen Beobachtungen. So war gestern Abend von St. Peter-Ording aus die 50 Kilometer entfernte Insel Helgoland als Fata Morgana sichtbar. Hierzu der Biologe Rainer Schulz von der Schutzstation Wattenmeer: "Eigentlich kann man Helgoland vom Festland aus nicht sehen, da es bereits hinter der Erdkrümmung liegt. Wenn aber über dem Meer warme über kalter Luft geschichtet ist, werden die Lichtstrahlen gebeugt, so dass dann auch Schiffe oder Inseln, die unter dem Horizont liegen, quasi angehoben und sichtbar werden". Solche Fata Morganas treten daher meistens an den ersten besonders warmen Tagen von Frühling und Frühsommer auf.

Auf den Stränden wird man in den nächsten Tagen wohl auch kräftigen Sandflug beobachten können. Sonne und heißer Wind trocknen den Sand zurzeit schnell aus. Ab Windstärken von vier oder fünf beginnt dieser dann zu fliegen. Besonders auf den großen Sandbänken vor St. Peter-Ording, Westerhever oder Amrum kann es dann sogar zu regelrechten Sandstürmen kommen. Einen ersten Eindruck hiervon bot gestern ein Hubschrauber, der beim Start vom Strand dichte Sandwolken vor sich her schob.

Bei Strand- oder Wattwanderungen lohnt es sich in den kommenden Tagen also einmal genauer hinzusehen. Allerdings warnt Rainer Schulz: "Wegen der intensiven Sonnenstrahlung sollte man nicht nur an Sonnenschutz und Sonnenbrille denken,
sondern wegen des heißen Windes auch ausreichend zu trinken dabei haben. Oder man geht abends an den Strand und kann vielleicht sogar Meeresleuchten sehen". Dieses Phänomen sollte mit den schnell steigenden Wassertemperaturen in den nächsten Nächten öfter zu beobachten sein. Ab dem Wochenende geht der Mond so spät auf, dass viele zart hellgrüne Punkte im Wasser dann nicht vom spiegelnden Mondlicht stammen, sondern wahrscheinlich von dem leuchtenden Einzeller Noctiluca scintillans.

Meeresleuchten können Besucher mit etwas Glück auch bei verschiedenen Nachtwanderungen der Schutzstation Wattenmeer
am Freitag in Husum und Hörnum oder am Sonntag auf Amrum oder Nordstrand erleben.

Weitere Informationen gibt es im Veranstaltungskalender der Schutzstation Wattenmeer.

Als Fata Morgana war Helgoland am 01.07.15 von St. Peter-Ording aus zu sehen. Links die flach bis zum Funkmast ansteigende Südseite, rechts die steilen Klippen der Nordküste. Foto: Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer